Weihnachtshopping in GB 2008
Wales – Schottland – England
4 Spiele in 3 Tagen in 3 Ländern
Als ich im August `08 den Flug gebucht hatte, war mir bewusst, dass am Tag unserer Ankunft mit diesnstleistungsmäßigen Einschränkungen zu rechnen sei. Schließleich ist der 25. Dezember in Großbritannien der „Heilige Abend“. Dass die Britten allerdings den kompletten ÖPNV an diesem Datum lahm legen, war mir weder bewusst, noch hätte ich damit gerechnet. Da also weder Busse noch Züge nach London oder sonst wohin fuhren, wäre die einzige Möglichkeit nach London zu kommen ein Taxi für, Achtung: Festhalten: 200 Pfund!!! Ne ne, da penne ich lieber am Flughafen auf einer Bank.
Die besten Freunde meiner Eltern kannten jedoch Brian und Annie. Und die haben eine B & B Unterkunft in Bishops Stortford, nur knapp acht bis zehn Kilometer von Stanstad entfernt. Also da eine Email hingeschickt, dass man eine Herberge braucht. In der Antwort hieß es dann, dass die Herberge normalerweise an Weihnachten zu hätte, man für uns aber eine Ausnahme machen würde, da wir ja Freunde von Reinhold und Karin seien. Zack – Problem eins gelöst. Vitamin B ist alles.
Ursprünglich hatten wir ja geplant, uns in GB mit Bus und Bahn fortzubewegen. Da die Realisierung unseres 4-3-3 Planes damit und erst recht mit den Weihnachtsbeeinträchtigungen quasi unmöglich war, habe ich zwei Wochen vor der Reise eine Kreditkarte beantragt! Diese bekam ich auch – als Student.
Einer Mietwagenbuchung stand nun nur noch eines im Weg: Ich musste Sebe davon überzeugen, sich in den Linksverkehr zu stürzen. Zu meiner Freude war Sebe sofort dabei und fand die Idee sehr gut, zu mal sie wesentlich günstiger war als die Buchung des Britrailpass. Nach einigem Hin- und Hertelefonieren mit sunnycars.de hatten wir einen Kleinwagen ab/bis Stanstad vom 25.12. 20:30 Uhr bis 28.12.08 20:30 Uhr gebucht. Problem zwei auch gelöst. Für die beiden abschließenden Nächte in London hatten wir eine Jugendherberge gebucht. Für die Nächte zwei und drei würden wir uns spontan was suchen. Die geplanten Spiele, nach Wälzen diverser Internetseiten waren folgende: 26.12.; 14:30 Uhr; Newtown AFC – Caersws FC; Welsh Premier League / 27.12.; 12:30 Uhr; Glasgow Rangers – Celtic Glasgow, Scotish Premier League / 27.12.; 15:00 Uhr; St. Mirren FC – Hamilton Academical; Scotish Premier League / 28.12.; 15:00 Uhr; Millwall FC – Yeowil Town, Coca Cola League One. Flexibel auf andere Spiele notfalls auszuweichen, waren wir natürlich.
Aufgewacht aus dem Heiligabend-Suff holten mich Sebes Bruder und dessen Familie (inklusive achtjähriger Tochter und fünfjährigem Sohn) um 16:15 Uhr zu Hause ab, um anschließend Onkel Sebe einzupacken. Ab ging es zum Flughafen Köln-Bonn! Die Fahrt wurde damit verbracht auszutauschen, was wer zu Weihnachten bekommen hat. Dabei musste ich, und das ist kein Scherz, höllisch aufpassen, den Kindern nicht die Illusion zu nehmen, dass alles was sie bekommen hatten, auch tatsächlich vom Weihnachtsmann gekommen war.
Bis zum Abflug passierte nichts Erwähnenswertes, außer dass wir bereits ein paar Leute ausfindig machten, die wohl auch wegen dem Fußball auf die Insel flogen.
Da wir in der ersten Reihe saßen, war es uns möglich, die meiste Zeit damit zu verbringen, die Chefstewardess voll zu labern. Nach der Landung lieferte das Band schnell den Koffer und auch das Abholen des Mietwagens verlief reibungslos. Allerdings hat man uns von einem winzigen Ford KA auf einen Toyota Avensis upgegradet. Ob es an Weihnachten oder sonst was lag, weiß der Geier.
Sebe hatte sein Navi dabei. Und als dieses uns sagte, das Ziel (also die B&B Unterkunft) sei erreicht, stellten wir das Auto ab und suchten zu Fuß weiter. Der Tipp einer Spaziergängerin brachte den letzten entscheidenden Hinweis und bald waren wir da. Annie und Brian hatten den Schlüssel unter der Matte platziert und so erhielten wir Einlass. Die Beiden waren noch bei der Tochter Weihnachten feiern.
Nachdem das Zimmer bezogen war, begaben wir uns auf die Suche nach Pfund, etwas Essbarem und Bier! Das ganze endete in einer Odyssee zwischen Stanstad Airport und dessen Peripherie, da die ersten gefundenen Geldautomaten uns kein Geld geben wollten – warum auch immer.
Als wir endlich Bargeld bekamen (am Airport geholt), hatten MacDoof, Burgerking und Co gerade geschlossen. Also ab zur Tanke: Sandwich, Fünfminutenterrine und Bier. „We don´t sell Beer after 8 o´clock!” , war der Kommentar des Kassierers und stellte unser Bier weg. Da hatte ich doch das erste mal den Eindruck, dass die Britten nicht ganz richtig ticken. Kein Bier nach acht. Da geht es doch erst richtig los!!!??? Also gut, ohne Bier zurück zur B&B, Annie, die inzwischen eingetroffen war, begrüßt, den Mist gefressen und ab ins Bett. Gepennt bis sieben. Um 7:30 Uhr gab es Frühstück mit Toast, Saft, Kaffee, Tee und Rührei. Sehr gut. „Dankeschönweihnachtsgeschenk überreicht, verabschiedet und ab auf die Bahn Richtung Wales! Der Linksverkehr floss und das Navi verkündete eine Ankunftszeit in Newtown circa drei Stunden vor Anpfiff. Also parkten wir unser Luxusgefährt in der Nähe einer Burg namens „Powis Castel“, um diese von außen zu besichtigen. Reingekommen sind wir wegen Weihnachten eh nicht. Aber, in Verbindung mit einem kleinen Spaziergang war dieser kleine Abstecher durchaus lohnend.
Mit Hilfe eines Passanten fanden wir den Ground sehr schnell, stellten das Auto ab und liefen in die Stadt. Ich fror mir sonst was ab, und lief trotzdem immer wieder irgendwelchen Leuten entgegen, die meinten, bei 1° Celsius wäre ein T-Shirt ausreichend. Jungs, Mädels, Erwachsene und Kinder – egal. Die spinnen halt, die Briten.
Nach einem Spaziergang durch die City entschieden wir uns für eine Dönerbude (alles andere war entweder zu teuer oder geschlossen) und nahmen Pommes und Hamburger zu uns. Sehr durchwachsen!
Eine Stunde vor Kick-Off enterten wir den Ground und begaben uns in den integrierten Pub, um das erste Bier der Tour zu genießen. Der Bierbrauer hatte sein Diplom aber anscheinend mit „schwach ausreichend“ bestanden. Das Gesöff war grauenhaft.
Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, begann das Spiel, ebenso grauenhaft wie das Bier. Es endete 0 zu 0. In der zweiten Halbzeit wechselten wir auf die Hintertortribune, um dem „Kindermob“ dabei zu lauschen, wie sie den gegnerischen Torwart beschimpfen. Das war teilweise recht lustig.
Ich spielte inzwischen mit dem Gedanken, mein Studium aufzugeben um in Großbritannien ein „Jogginghosen-Imperium“ aufzubauen. Der Absatz wäre gigantisch. Nahezu jeder läuft dort in einer Art Jogginghose rum. Grauenhaft stillos!
Nach dem Spiel ging es direkt Richtung Glasgow. Da wir gut durchkamen und ich zu dem SMS-Kontakt zu Massa, einem Hopping-Kollegen hielt, der uns eine Unterkunft in Glasgow empfahl, wo er selber mit zwei Kumpels auf dem Weg hin war, fuhren wir durch und kamen gegen 22:00 Uhr in Glasgow an. Allerdings nicht ohne die Bekanntschaft der schottischen Polizei zu machen. Ist halt blöd, wenn wann die Polizei mit 95 mph überholt wenn nur 70 erlaubt sind…Aber der Cop war nett und ließ uns ohne Strafe weiterfahren. Glück gehabt!
Mit Massa tranken wir noch ein paar Bierchen und besprachen den weitern Tourverlauf. Er empfahl uns, statt Millwall vs. Yeovil Town, lieber West Ham vs. Stoke City zu gucken. Dies liegt nun auch in der näheren Auswahl für den Sonntag.
So wir wir es besprochen hatten, trafen wir uns am nächsten Morgen, um zum Ibrox Parc zu fahren. Dort checkten wir die Parkmöglichkeiten, um nach dem Old-Firm schnellstmöglich nach St. Mirren zu kommen, wo ja das zweite Spiel des Tages stattfinden würde. Aber auch dort fuhren wir schon mal zu Recherchezwecken hin und holten direkt unsere Eintrittskarten. Zwischenzeitlich hatten wir erfahren dass es für das Old Firm noch Karten an den Tageskassen gab. Zu regulären Preisen! Also nichts wie hin!
Als wir am Ticketschalter ankamen, sagte die Dame. „Yes, I have one ticket!“ Da es geheißen hatte “Ein Ticket pro Person” war ich noch verwirrt, als Sebe sagte: „Ja, nehmen wir!” Das System war wie folgt: „Wurde eine Jahreskarte zurückgegeben, bzw. nicht genutzt, oder reservierte Karten nicht abgeholt, gingen diese kleckerweise zurück in den freien Verkauf. Ich stand mir also die Beine in den Bauch und nach circa 45 bis 60 Minuten war ich erlöst. Ich hielt mein Ticket für das Old Firm in der Hand. Mit zwei Freunden von Massa verabredeten wir noch einen Treffpunkt für nach dem Spiel um dann gemeinsam nach St. Mirren zu fahren. Gegen 11:30 Uhr betraten wir das legendäre „Ibrox Parc Stadion“ der Glasgow Rangers. Wuppi, den ich per Telefon darüber informierte, freute sich mit uns. Das Spiel war schlecht, die Atmosphäre allerdings geil. Ständig übler Pöbel, Schmähungen und Anfeuerungen. Alles was kam, war extrem laut. Der Typ neben mir im Stadion sagte in den 90 Minuten wahrscheinlich öfter „Fuck“ als ich in meinem ganzen Leben „Scheiße“. Er zeigte mir noch stolz seine Tätowierung der UFF (Ulster Freedom Fighters) und unterstrich damit seinen Hass auf die grünweißen Katholiken.
Celtic gewann mit 1 zu 0.
Weil es nach dem Spiel eine Straßensperre gab, fiel unser Treffpunkt leider aus. So trafen wir uns erst am Auto wieder und begaben uns auf direktem Wege nach St. Mirren. Leider waren wir erst eine Viertelstunde nach Anpfiff im Stadion. Massa und seine beiden Begleiter waren schon da.
St. Mirren hat einen total versifften, alten und dreckigen Ground. Traumhaft! Aber wie wir hörten, spielen die ab 2009 in einem neuen Stadion. Also wieder hin.
Das Spiel gewann St. Mirren mit 1 zu 0. Qualitativ war es ganz okay.
Nachdem Sebe und ich uns von Massa und Co verabschiedet hatten, ging es ins Auto und sofort Richtung London. Gegen 22:00 Uhr erreichten wir den sagenumwogenen Sheerwood Forrest. Aber von Rittern und sonstigen Gestalten war nichts zu sehen. Wir fuhren wie schon in Glasgow eine „Travellodge“ an und checkten dort ein. Dort sitze ich nun und schreibe mir einen Krampf in die Hand. Morgen geht es weiter nach Stanstad, wo der MW abgegeben wird. Dann nach London, um Spiel 4 im 3. Land in 3 Tagen zu gucken. West Ham steht auf dem Programm, aber auch Millwall ist noch möglich.
Nach dem Erwachen am nächsten Morgen holten wir unser Frühstück bei Little Chef direkt neben der Travellodge. Wir bestellten Sandwich mit Käse und Schinken bzw. Thunfisch. Warum die Bedienung uns allerdings um 8:00 Uhr morgens Pommes dazu geben wollte, wissen nur die Experten der englischen Küche. Die Sandwichs waren jedenfalls super und lecker. Von meiner nächtlichen Schreiborgie fielen mir immer wieder die Augen zu. Einmal etwas länger und so wachte ich erst zehn Minuten vor unserer Ankunft am Flughafen in Stanstad auf. Da war es ungefähr 10:30 Uhr. Wir hätten also noch 4,5 Stunden Zeit, den Mietwagen abzugeben, die Anschrift der Herberge im Internetcafe zu checken, dorthin zu fahren, einzuchecken und dann nach West Ham zu fahren. Aber bestimmt würde irgendwas dazwischen kommen, so dass es doch knapp werden könnte. Und so kam es dann auch. Als wir den MW auftanken wollten und eine Tankstelle anfuhren, war diese komplett kaputt. Jede einzelne Zapfsäule war außer Betrieb. Also zur nächsten Tankstelle, ein paar Kilometer weiter. Und dann zum Flughafen. Damit waren die ersten 20 Minuten schon dahin. Die Abgabe des Mietwagens klappte genauso reibungslos wie das Abholen am Donnerstag. Als wir ins Internet wollten, klappte allerdings mal wieder nichts. Jede von uns aufgerufenen Seite wurde nicht angezeigt. An den Nebenterminals lief alles wie es sollte. Als einer seinen Terminal verließ, setzte ich mich an diesen und freute mich, dass er noch für 18 Minuten Guthaben hatte. Ich checkte also die Anschrift der Herberge, während Sebe, inzwischen auch an einen anderen Terminal gewechselt, nachschaute, wie wir am besten mit der Underground nach West Ham kommen würden. Nächste Überraschung: Das Spiel war nicht um 15:00 Uhr, wie wir angenommen hatten, sondern schon um 14:00 Uhr. Also haben wir zusammen mit dem Internetchaos wieder 1,5 Stunden verloren. Also nichts wie weg, die Zeit rannte. Wir auch, und zwar zum Ticketschalter. Dreitage-U-Bahn-Ticket und Returnticket für den Stanstad-Express geholt. Da wir es nicht rechtzeitig zum Spiel schaffen würden, wenn wir erst zur Hostel fahren würden, schlossen wir unser Gepäck im Bahnhof Liverpool Street Station ein und fuhren dann zum Upton Parc. Die Schlange am Ticketschalter war riesig. Als wir dann schon fast dran waren, entdeckten wir ein Schild: „Today´s match sold out“ ! Och ne, nicht auch das noch! Auch der Typ vor uns in der Reihe wollte uns weiß machen, das Spiel sei ausverkauft. Aber wir dachten uns: „Was beim Derby in Glasgow geklappt hat, kann auch hier klappen!“ Also nachgefragt und wieder Glück gehabt. Gerade wurden zwei Karten frei. Gekauft und hinein ins Stadion. Wir saßen in der achten oder neunten Reihe direkt hinter dem Tor. Um uns herum eine Armada an kleinen Kindern. Und daneben, noch in unmittelbarer Nähe die Jungs von der ICF. Zumindest nehme ich dass Stark an. Die Stimmung hier war am Anfang provokativ, und es wurde kräftig gegen die mehreren tausend mitgereisten Stoke City Anhänger gepöbelt, die am anderen Ende der gleichen Tribune standen. Im Laufe des Spiels wurde es immer wieder ordentlich laut. Sehr geil, alles in allem. Nach dem Spiel, das 2 zu 1 für West Ham endete, fuhren wir zurück zur Liverpool Station, holten unser Gepäck und fuhren dann zur Hostel. Unser Schlafsaal bot einundzwanzig Menschen Platz zum Pennen. Und das in insgesamt sieben dreistöckigen Betten. Mehr als schlafen kann man hier nicht.
Da mir einige Werkself-Vögel ein Bier versprochen hatten, wenn ich es schaffen würde, bei der Dart-WM mit einem „doktormarius grüßt die W11“ Schild ins Fernsehen zu kommen, war klar, dass wir dahin mussten. Wir fuhren also schon mal am Sonntagabend zum Alexander Palace, um Karten für Montag Abend zu organisieren. So ein Arsch vor dem Palace bot uns direkt zwei Karten für Montagabend an. Wir kauften sie, um uns sogleich über unsere unendliche Dummheit aufzuregen: Die Karten waren nicht nur für verschiedene Blöcke, sondern auch noch für verschiedene Termine. Natürlich haben wir auch mehr als nötig bezahlt. Ich könnte mich heute noch über mich selber aufregen, auf diesen Penner reingefallen zu sein. Da haben wir uns von unserer Euphorie anstecken lassen und blind und zu schnell gehandelt. Jetzt war es zu spät, der Typ war nämlich weg. (an dieser Stelle sollte nun ein Smilie stehen, der seinen Kopf vor die Wand haut.)
Die falsche Karte haben wir dann wieder verkauft, natürlich für viel weniger als wir bezahlt hatten. So kauften wir wieder eine Karte für Montagabend. Wir müssten dann halt schauen, ob wir nebeneinander kommen würden. Das passiert mir/uns auch nicht noch mal… (an dieser Stelle sollte nun noch ein Smilie stehen, der seinen Kopf vor die Wand haut.)
Erst mal ging es in die Stadt zurück, wo wir beim Italiener etwas aßen. Ich machte dabei meinen „Spaghetti Carbonara“ - Länderpunkt. Davon habe ich inzwischen auch schon fünfzehn oder so! Diese Statistik ist allerdings nicht allzu ernst zu nehmen.
Bei einem Bierchen in einem Pub regten wir uns noch etwas über unsere Dummheit auf. Das Bier war wie zu erwarten scheiße…
Gegen elf Uhr ging es in Bett.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit der Tube zum Tower. Hier war der Tourikram in vollem Gange und die Schlange an den Kassenhäuschen noch länger als die bei West Ham. Unser Vorteil: Wir wollten da gar nicht rein. So besichtigten wir den Tower von außen und überquerten dann die Thamse über die Tower Bridge. Dort in der Nähe lag die „Belfast“ vertäut, ein Kriegsschiff der Britischen Marine aus dem zweiten Weltkrieg. Sie dient heute als Museumsschiff. Wir entschieden uns den Tower Tower sein zu lassen und lieber die Belfast zu begucken. Mit einem deutschsprechenden, telefonähnlichem Hörer liefen wir also durch das Schiff und stellten fest, dass es kein Job für uns wäre, auf einem solchen Schiff zu arbeiten. Die Beiträge aus dem Hörer waren interessant, aber teilweise etwas langatmig.
Zu Fuß ging es zurück in Richtung Hostel, nicht ohne unterwegs noch etwas zu essen. Wir kamen dann noch an der St. Pauls Kathedrale vorbei und an ein paar anderen Gebäuden, die wichtig erschienen. Davon gibt es allerdings in London mehr als genug.
Ein wenig ausruhen auf der Herberge – dann ging es los. Dart-WM. Was wir nur aus dem TV kannten, würden wir nun mal genauer unter die Lupe nehmen. Unsere Vorfreude wuchs und wir sollten nicht enttäuscht werden…
Die Stimmung dort ist einfach der Hammer. Unglaublich wie die Briten beim Dart, ja das ist das mit den Pfeilen, abgehen. Jede 180, egal von wem, wird gefeiert wie ein Tor beim Fußball. Gewinnt einer einen Satz stehen alle auf (teilweise auf den Stühlen und Tischen) und heben abwechselnd die Fäuste in die Luft und tanzen so zu einer dumpfen und stupiden Technomelodie. Was ich beim Fußball schrecklich fände, ist hier total lustig und geil. Wir holten eine Lade Bier nach der anderen und knallten uns ordentlich zu. Und das obwohl auf den Eintrittskarten steht, dass „betrunken sein nicht gewünscht sei“. Gehalten hat sich fast keiner von den knapp 3000 Leuten in der Halle daran. Ach ja, Superman, Batman und diverse andere Superhelden waren auch da…
Als Phil Taylor gegen Kevin Painter spielte, flippte die Halle endgültig aus.
Als wir nach dem letzten Spiel mit Bus und Bahn zur Hostel wollten, passierte, was passieren musste. Im Suff fuhren wir in die falsche Richtung. Wir versuchten noch eine junge Frau zu überreden, Bayer 04 und Anti-FC Lieder zu singen. Aber sie weigerte sich standhaft…
Als ich auf einmal richtig pinkeln musste, verabschiedete ich mich kurzerhand von Sebe und sprang mit dem Kommentar „fahr schon mal, ich komm nach“ aus der Bahn, die auch sofort losfuhr und mich von Sebe trennte. Ich war sonst wo in London, schaffte es aber trotzdem, irgendwann an der richtigen Station auszusteigen. In dem Moment rief Sebe an, wo ich bleiben würde. So trafen wir uns vor der Tür und gingen noch in einen Pub. Dort quatschten wir mit irgendeinem Typen, der sich wunderte, dass Deutsche in diesem Laden auftauchten. Als wir ihm den Grund für unsere Reise erzählten, der uns unter anderem auch nach West Ham geführt hätte, erklärte er uns, dass West Ham „fucking wankers“ und „asholes“ und überhaupt Tottenham der number-one Club in London und der Welt sei…
Das war das letzte, was an diesem wunderbaren Abend passierte.
Weil wir bis zehn Uhr auschecken mussten, war an Ausschlafen nicht zu denken. Immerhin kamen wir so noch in den Genuss des Frühstücks, das für mich aus Cornflakes und für Sebe aus Toast bestand. Am Bahnhof Tottenham Hale sollte unser Zug zum Flughafen abfahren. Also wollten wir dort unser Gepäck einschließen. Leider gab es dort keine Schließfächer. Sebe ließ durchklingen, dass er eh viel lieber jetzt schon zum Flughafen wollte. Für mich fiel das aus. Sieben Stunden da ablungern – geht gar nicht. Sebe ließ sich davon nicht abbringen und fuhr mit dem Gepäck zum Flughafen.
Ich hingegen fuhr mit der Tube zum Picadilly Square. Dort kaufte ich mir eine Map und begab mich via Trafalga Square zum Buckingham Palace. Ab da lief ich zu Harrods. Das war allerdings nichts b
Besonderes. Ich bestätigte meinen „Carbonara-Länderpunkt“ und lief weiter in Richtung Kensington, quer durch den riesigen Hyde-Park. Ich nahm an, dass am Kensington Palace das frühere Haus von Freddie Mercury, dem Sänger von Queen sei. Als Kind liebte ich Queen über alles, und auch heute noch finde ich die Musik von Freddie Mercury und Co einfach geil. Daher wollte ich, wie es seit Jahren von Fans aus aller Welt gemacht wird, etwas an Freddie Mercurys alte Haustür schreiben. Ein offensichtlich alteingesessener Friseur in Kensington gab mir die nötigen Informationen, wo ich hin müsste: Logan Place 1. Nach zehn Minuten Fußweg war ich da. Und ob man es glaubt oder nicht: 18 Jahre nach dem Tod des Rockstars waren tatsächlich drei andere Fans da und machten Fotos und schrieben etwas an die Tür. Wahnsinn!
Nachdem ich mich auf der Tür verewigt hatte, trank ich in einem Pub ein Bierchen, lauwarm. Die Britten sollten es einfach drangeben, Bier zu brauen oder zu zapfen… Nun ging es zum Stadion von Chelsea FC, der Stamford Bridge. Dort schaffte ich es, ohne Eintritt zu bezahlen in das Vereinsmuseum und konnte von dort aus auch ein paar Bilder des Stadions machen.
Die letzten Pfund gab ich für zwei DVDs aus: „This is England“ und „Cass“.
Dann ging es zur Tottenham Hale und dann mit dem Stanstad Express zum Flughafen, wo ich Sebe wiedertraf.
Um 22:25 Uhr landeten wir pünktlich in Köln-Bonn, wo uns Sebes Eltern abholten.