Dinamo Zagreb - Sparta Prag
Dinamo Zagreb – Sparta Prag 0:0
18.09.2008
Mal wieder sitze ich im Flugzeug und warte auf den Rückflug nach Köln. Mal wieder in Zagreb. Mal wieder hatte ich mir vor genommen nicht zu saufen und mal wieder hat das nicht ansatzweise geklappt. Mal wieder geht eine hammergeile, viel zu kurze Tour zu Ende.
Angefangen hatte sie am Mittwoch Morgen mit dem Hinflug, den ich größten Teils verpennte. Das fiel besonders leicht weil ich drei Plätze für mich allein hatte. Da ich ja erst im April hier war, wusste ich wo ich hin musste und fand die Jugendherberge via Busbahnhof und kurzem Fußmarsch, sowie mit Hilfe eines Stadtplans ohne Probleme. Ich ging Cevapcici essen und fuhr mit der Tram zum Stadion um mir ein Ticket zu sichern. Als Bonbon gab es ein „Champion 2008 – T-Shirt“ gratis dabei. Ich lief durch die Stadt und freute mich über das gute Wetter. Wenn die Sonne weg war, war es allerdings recht kühl. Und das war mein Problem: Ich hatte nämlich kurz vor der Reise meine Jacke verloren und stand nun ohne da. So suchte ich Zagreb nach einer anständigen Jacke ab. Das gute Klamotten in Zagreb das gleiche kosten wie bei uns ist schade. Blöderweise hatten die Bankautomaten etwas gegen den Kauf einer Jacke und spuckten kein Geld mehr aus.
Gegen 18:00 Uhr war ich wieder in der Hostel und kam dort mit Guido ins Gespräch. Er war sofort dabei als ich ihm vom morgigen Spiel erzählte. Wir gingen noch was essen und anschließend in die Bar neben der Hostel. Bereits beim Vorbeigehen sah ich durch das Fenster, dass dort Ivan saß, einer der Typen mit denen Sebe, Bob und ich im April gefeiert hatten. Nun saßen wir wieder zusammen und quatschten und tranken. Guido verabschiedete sich nach der zweiten Runde, da er am nächsten Tag ein Autorundtour vor sich hatte.
Wir fragten ein paar Typen an der Bar, ob sie ein Foto von uns machen würden. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen Deutschen und zwei Franzosen handelte, die ebenfalls in meiner Hostel waren. Unsere Gruppe wuchs also. Als die Bar gegen elf zu machte, zogen wir weiter. Ivan und seine Kumpels verließen uns leider. In einer anderen Bar lernten wir, also der andere Deutsche, der kurioserweise auch Bob hieß, die zwei Franzosen und ich, dann zwei Italiener kennen. Nach zwei Bier und einem doppelten Grappa machte auch diese Pinte dicht und wir waren wieder auf der Straße. Die Franzosen begaben sich heimwärts, aber Bob, die Italiener und ich wollten mal gucken, ob es in Zagreb noch etwas zu trinken gibt…
Irgendwann quatschte uns ein Gammler an und bot seine Bilder zu Wucherpreisen feil. Als wir ihn mit, „Sorry Deutsch, wir wollen keine Bilder!“, abwimmeln wollten, sprach der auf ein mal fließend Deutsch. Wir wollten zwar keine Bilder von ihm kaufen, engagierten ihn aber als Fremdenführer für das nächtliche Zagreb. Mit Erfolg! Er brachte uns zu einem 24-Stunden-Kiosk und erzählte nebenbei ein paar Sachen über Zagreb. Als Dank bekam er Brot und Bier.
Auf dem Hauptplatz tauchten auf einmal zwei Jungs der Bad Blue Boys auf. Bob quatschte die direkt mal an, und so laberten wir mit den beiden noch über Fußball, Support und Gewalt bis deren Bahn eintraf und uns trennte. Die Italiener hatten sich in der Zwischenzeit auch verabschiedet, so dass Bob, Zlatko der Gammler, und ich nun ein letztes Bierchen auf den Stühlen eines längst geschlossenen Straßencafes tranken. Zlatko ging nach Hause, wo auch immer das ist, und Bob und ich fielen um 03:30 Uhr in unsere Betten.
Hatte ich im April noch einen brachialen Höllenkater, fühlte ich mich am Donnerstag, spätestens nach einer Dusche, pudelwohl. Ich fuhr wider zum Stadion um eine Karte für Guido zu holen und durchstreifte die Stadion Umgebung auf der Suche nach etwas essbarem. Ich fand nichts. Also fuhr ich mit der Bahn wieder zurück ins Zentrum. Dort traf ich Bob wieder, der übrigens auch wegen dem Spiel da war, und so gingen wir zusammen was essen.
Anschließend liefen wir wieder Kreuz und Quer durch die Stadt, auf der Suche nach einem bestimmten Brauhaus. Wir fanden ein anderes und tranken dort ein erstes Tagesbier. Um die Ecke gelegen, war das Stadion von NK Zagreb. Wir machten ein paar Fotos und uns dann auf den Weg zum Bahnhof. Dabei kamen wir durch den schönen Botanischen Garten.
Am Bahnhof holten wir Marcel ab. Marcel ist ein Kumpel von Bob und Fan von Sparta Prag. Er war mit dem Zug aus München angereist. Nach dem Abendessen und einem Bierchen ging es auf die Hostel zurück, wo ich Guido seine Karte und sein T-Shirt übergab. Zu viert fuhren wir nun per Bahn zum Stadion. Was von weitem wie eine hochmoderne Multifunktionsarena ausschaut entpuppt sich bei näherer Betrachtung als absolute Bruchbude. Von außen ist alles mit Spiegelglas verkleidet. Innen drin ist alles schmutzig, der Beton und der Putz bröckelt. Drei riesige Doppelstocktribünen gibt es und eine kleine Hintertorkurve für die Gäste. Alles in allem eines der heruntergekommensten Stadien in denen ich jemals war.
Die Gäste warnen mit knapp 150 Mann angereist und machten sich auch gelegentlich bemerkbar. Über Marcel hatten wir erfahren, dass bereits am Mittwoch Abend knapp zehn Prager von etwa 20 bis 25 Hooligans aus Zagreb überfallen und mit Baseballschlägern und anderen Utensilien ins Krankenhaus geprügelt worden waren. Ostblock – krank und übertrieben.
Im Stadion, leider waren insgesamt nur 10.000 Zuschauer da, lieferten die Bad Blue Boys allerdings einen astreinen, megageilen und teilweise sehr lauten Support ab. Und das 90 Minuten am Stück. Gekrönt wurde das ganze durch das Abbrennen von circa 15 – 20 Bengelfackeln, welche größtenteils in Richtung oder auf das Spielfeld entsorgt wurden. Was in Deutschland wohl für eine min. dreißigminütige Spielunterbrechung gesorgt hätte, wurde hier von den übrigen Zuschauern mit Applaus bedacht. Das Spiel lief auch ohne Unterbrechung weiter und endete 0 zu 0. Trotzdem sei hier angemerkt: Auch in Zagreb ist das Abbrennen von Pyro im Stadion verboten. Das ist es auch in Italien, Serbien und auch sonst überall!!! Wie die (Ordner, Polizei, Fans, Verein usw.) damit umgehen scheint jedoch wesentlich anders zu sein als in Deutschland…
Guido und ich liefen nun die knapp drei Kilometer zurück zur Hostel. Marcel fuhr mit dem Prager Fanbus zurück nach München und Bob trafen wir am Hauptplatz wieder. Eine andere Bar neben der Hostel hatte noch auf und so ging ich ein paar Bierchen später ins Bett. Auf die gleiche Weise wie ich am Mittwoch Morgen gekommen war, geht es jetzt heim…
Das war der original Bericht, den ich damals im Flugzeug auf dem Rückflug geschrieben habe. Endlich ist er auch abgetippt. Anzumerken sei, dass Zagreb das Rückspiel in Prag mit 3 zu 0 gewann und sich damit für die Gruppenphase im UEFA Cup qualifizierte. Ach so, meine Jacke habe ich übrigens auch wieder gefunden. Die hing inner Kneipe…;-)