Bayer 04 und Hopping

Saloniki - LEV und Sofia

Kapitel 1 – „Das Vorgeplänkel“

 

Ich war gerade im Zug, irgendwo zwischen Dresden und Aue, auf dem Weg zum Zweitligaspiel zwischen Erzgebirge Aue und dem VfL Bochum, als Sebe mich anrief und mir mitteilte, dass der Bayer in der Gruppenphase der EuroLeaugue außer gegen Atletico Madrird (das wusste ich schon) auch gegen PAOK Saloniki und Rosenborg Trondheim spielen würde. Geil PAOK, war mein erster Gedanke. In dem Moment korrigierte sich Sebe aber auf Aris Saloniki. Davon war ich jedoch nicht weniger begeistert. Absolutes Toplos.

Als ich am Abend dann bei meinem Beherberger alleine im Zimmer saß, durchsuchte ich sofort das Internet nach brauchbaren Reisemöglichkeiten. Ich wollte dieses Spiel auf jeden Fall mit irgendwas in der Nähe kombinieren. Ohne lange zu überlegen buchte ich Hin- und Rückflug ab/bis Dortmund nach Sofia. Los gehen sollte es am Mittwoch. Den Rückflug habe ich auf Sonntagmorgen gelegt. Von Sofia nach Saloniki plante ich ´ne Zugfahrt. Am besten durch die Nacht. Das spart die Hotelübernachtung. Dem Roten teilte ich diesen Plan direkt per SMS mit, und als Antwort bekam ich mitgeteilt, dass ich mir wegen des Zuges keine Sorgen machen bräuchte. Den könnte ich locker vor Ort buchen.

Ich checkte als nächstes welche Spiele in Sofia für dieses Wochenende geplant waren. Im August war das jedoch noch ferne Zukunftsmusik, denn die genaue Terminierung ist in Ländern wie Bulgarien eine noch größere Katastrophe als in Deutschland. Im Laufe der Wochen schaute ich immer wieder mal nach. Ohne konkrete Ergebnisse.

Dies änderte sich eigentlich bis zum Abflugtag nicht. Fest stand natürlich das Spiel vom Bayer, am Donnerstag Abend um 22:05 Uhr Ortszeit in Thessaloniki und das Spiel der ersten bulgarischen Liga zwischen Slavia Sofia und OFK Sliven am Samstag um 16:00 Uhr. Ich hatte noch ein paar andere Spiele gefunden, bspw. das Mazedonische Pokalviertelfinale sowie rumänische und bulgarische Drittligaspiele. Keine Kracher, aber man nimmt was man bekommt. Diese allerdings nicht, denn sämtliche Spiele waren zeitlich nicht zu erreichen. Ich entschied mich also vor Ort noch mal zu gucken…

 

 

Kapitel 2 – „Sofia Teil 1“

 

Früh stand ich auf, musste ich doch vor meiner Abreise noch das Badezimmer putzen. Lästig, aber so ist das halt, wenn man noch im Hotel Mamaundpapa wohnt. Ich trödelte etwas und so wurde es am Ende doch einigermaßen knapp. Mein Vater fuhr mich zum Bahnhof (das Hotel hat halt auch so seine Vorzüge…) Ich fuhr via Wuppertal und Dortmund-Holzwickede zum Dortmunder Flughafen. In Wuppertal hatte ich Ausschau gehalten nach einem Buch für die langen einsamen Stunden im tiefen Osteuropa. Ich wurde jedoch nicht fündig und entschied mich daher, es am Flughafen noch mal zu versuchen. Ich dachte dort sei die Auswahl vielleichtt etwas größer. Klarer Fall von denkste!  Ich entschied mich letzten Endes für John Katzenbachs „Der Täter“. Eine gute Wahl wie sich herausstellen sollte. Am Flughafen las ich. Im Flieger schlief ich. Der Flug mit Wizzair war sehr angenehm, die Crew war nett und der Service gut und dezent. Nicht so aufdringlich und nervtötend wie bei Ryanair. Außerdem hatte ich ´ne Reihe für mich alleine, was mir sehr gelegen kam.

Gegen 15 Uhr landeten wir auf dem Flughafen Sofia-Vrazhdebna. Die Passkontrolle verlief ohne Probleme. Irgendwo hatte ich gelesen, man müsse bei der Einreise ´ne Krankenversicherung nachweisen. Hatte ich zwar, wollte aber keiner sehen.

Nun stand ich völlig planlos vor dem mickrigen Terminal 1. Sofort kamen diverse Taximafiosis auf mich zu und gierten nach Kundschaft. Mit ´nem klaren NO begaben die sich wenigstens zufrieden und zischten ab.

Irgendwie fand ich trotz kyrillischer Schrift heraus, dass ich mit Bus 84 fahren, und dann an einem Krankenhaus umsteigen muss. Eine Frau mittleren Alters bemerkte meine Orientierungslosigkeit und bot mir auf englisch Hilfe an. Ich sollte mit ihr aussteigen und dann würde sie mir sagen welchen Bus ich weiter nehmen soll. Gesagt getan. An einem großen Haus (keine Ahnung ob es das Krankenhaus war) stiegen wir aus. Sie zeigte mir an: Bus 214! Geht klar. Die 214 kam recht bald. Dabei half mir eine etwas jüngere Frau in dem sie mir sagte, wann der Bahnhof kommt. Auch das klappte vorzüglich. Am Bahnhof angekommen waren die Kollegen von der Taximafia auch wieder am Start. Immer noch: NO!

Das Buchen der Zugfahrkarte nach Thessaloniki und Retour war einfacher als gedacht. Dank eines Tipps des werten Atzes fand ich den Schalter für Internationale Tickets sehr bald. Die Dame dort sprach gutes Englisch. Sie nannte mir diverse Verbindungen und ich entschied mich für diese: Am selben Abend noch um 22:30 Uhr den Nachtzug nach Saloniki und zurück den Zug am Freitag Morgen um 06:40 Uhr. Liegewagen reserviert, und gut ist. Lediglich die Platzreservierung für die Rückfahrt konnte ich noch nicht machen. Was solls…? Während der ganzen Prozedur stand ein versiffter Typ im Blaumann direkt neben mir am Schalter. Ich dachte erst, der wolle mit der Verkäuferin flirten. Zwischendurch meinte der immer: „Ahhh, Saloniki! Nighttrain good! No problem! Dabei grinste er wie ein Smilie.

Ich fragte die Frau nach dem Gleis. Da nahm er mich der Versiffte beim Arm, „I show you“, „No problem!“, „Saloniki good“! Er führte mich also auf das Gleis und zeigte mir dann noch den Weg in die City. Ich lächelte brav und sagte: „Thank you very much!“ Damit gab er sich aber natürlich nicht zufrieden: Er hielt die Hand auf. Ich gab ihm einen Leva. „Oh it is only one Cola!“ Nun wurde mir das ganze zu bunt: Etwas schroffer sagte ich: „Ist okay!” Dann zischte er ab. Gott sei Dank gab es also keine Diskussion… Diese Kerle können ziemlich aufdringlich sein…

Es war inzwischen etwa 17 Uhr. Das hieß, dass ich 5,5 Stunden Zeit rumbekommen musste bis mein Zug losdüsen würde. Ich lief los auf der Knyaginya Maria Luiza in Richtung City. Ich lief lange. Ich kam zu einem Park, machte kehrt und lief die Straße wieder zurück. Mei erster Eindruck von Sofia war katastrophal: versifft, heruntergekommen, zugemüllt, laut, hektisch, dreckig… Die Straßen und Bürgersteige sind in einem grausamen Zustand, so das man ständig aufpassen musste, sich nicht in riesigen Schlaglöchern, unverschlossenen Gullis oder auf losen Steinplatten die Haxen zu brechen. Dazu stinkt es an vielen Stellen nach Abgasen, Müll und etwas Undiffinierbarem. Überall liefen Straßenköter rum. Zu deren Ehrenrettung sei aber gesagt, dass die alle völlig lieb und unaufdringich waren. Es war schrecklich und ich war froh darüber, diese Stadt noch am selben Abend verlassen zu dürfen. Gleichzeitig graute mir vor Freitag und Samstag…

Zwei positive Dinge gibt es allerdings in all dem Moloch doch noch: Auf meinem Weg fand ich den Happy Grill und ich entdeckte eine Hostel für 10 Euro die Nacht.

Im Happy Grill, so wusste ich vom Roten und vom Jasperneite, hatten bereits die Hamburger und die Dortmunder gespeist und getrunken, wohl eher gesoffen. Der Laden ist ein Traum: 24 Stunden auf, gute Getränke, gutes Essen zu (für unsere Verhältnisse) günstigen Preisen und unzählige sehr hübsche junge Bedienungen in Miniröcken. Der Besitzer des Ladens kann froh sein, dass es in Bulgarien kein Antidisskriminierungsgestz gibt. Denn beleibtere Frauen stellt der garantiert nicht ein.

Jedenfalls aß ich hier zu Abend. Es war nicht mein letzter Besuch dort, so viel sei vorweggenommen.

In der Hostel buchte ich noch ohne einen Blick in die Zimmer geworfen zu haben ein Bett im „halben Doppelzimmer“ für die Nacht von Freitag auf Samsatag mit Option auf eine weitere Nacht.

Da ich nicht wusste wohin, und die Stadt bei zunehmender Dunkelheit noch weniger einladend wirkte ging ich relativ früh, so gegen 20 Uhr, zum Bahnhof. Ich dachte mir, ich setzte mich auf ´ne Bank und lese. Am Bahnsteig gab es nur leider keine Bänke. Überhaupt war der Bahnhof genauso alt und heruntergekommen wie alles andere was ich bisher von Sofia gesehen hatte. Ich hockte mich auf eine Art Podest und las mein Buch. Die Zeit verging sehr schleppend. Zwischendurch trank ich an einem Büdchen mal einen Tee um mich aufzuwärmen und dann kam  auch schon der Zug.

Ich stieg ein und wurde vom recht unfreundlichen Schaffner in mein Abteil gebracht. Meine Fahrkarte würde er mir in Saloniki wieder geben. Hoffentlich geht das alles gut, dachte ich mir.

Der Zug im Allgemeinen und speziell mein Abteil waren tip top. Es gab drei Betten übereinander. Mir gehörte das unterste. Die anderen beiden blieben leer. So hatte ich abgesehen von dem natürlich unvermeidbarem Gerappel, eine ruhige und schlafintensive Nacht. Auch die Passkontrolle mitten in der Nacht beim Grenzübertritt nach Griechenland war völlig fairplay. Zwei Beamte guckten kurz rein, sahen sich meinen Pass an und verschwanden wieder.

Gerade als ich tief und fest am pennen war klopfte es in meinem Traum. Es war der unfreundliche Schaffner. „5 Minutes we are in Saloniki!“ Ich zog mich an, raffte meinen Kram zusammen, wurde nochmals vom Schaffnerpenner zu Eile getrieben, und stand schon in Thessalonki auf dem Bahnhof.

 

 

Kapitel 3 – 25 Stunden Thessaloniki

 

Wer begrüßt den offensichtlich aus Westeuropa und damit reichen Touristen als Erster? Richtig! Die Taxifahrer. Aber auch hier brauchte ich kein Taxi. Wo hätte ich mich auch hinfahren lassen sollen? Weder hatte ich ein Ziel, noch würde irgendwo was los sein um 05:50 Uhr morgens!

So tat ich das, was ich immer tue. Ich lief los! Planlos durch die Gegend! Immerhin hatte schon ein kleines Café geöffnet. Dort gönnte ich mir einen Kaffee. Ich lief und lief und lief. Auch diese Stadt scheint keine Perle zu sein. Riesige Wohnklötze  überall. Die Straßen sind in einem ähnlich miserablen Zustand wie in Sofia und auch hier laufen überall Köter rum.

Zwischen den Wohnblöcken, die häufig  bis zu 10 Etagen, haben sind immer wieder kleine Kirchen, alte zerfallene Ruinen oder ungepflegte Grünanlagen.

Ich ging ins Hotel „Electra Palace“ um nach einem Stadtplan zu fragen. Die blöde Funz an der Rezeption schaute mich an wie den letzten Heckenpenner und gab mir, ohne auch nur ein mal zu lächeln, geschweige denn etwas zu sagen eine kleine Innenstadtkarte. Immerhin. Freundlichkeit im Hotel „Electra Palace“: 5 minus.

Ich lief nun die Promenade am Meer entlang zum „Weißen Turm“, der einzigen wirklich bekannten Sehenswürdigkeit Salonikis. Besonders spektakulär ist das Ding allerdings auch nicht. Rund, knapp 33 Meter hoch und aus Stein. Nun gut, Foto gemacht, und weiter geht’s. Auf der Karte hatte ich ein Stadion ausgemacht. In diese Richtung lief ich jetzt. Auf dem Weg dorthin kam ich an einem Haus vorbei, das voll war mit Grafittis von Iraklis Saloniki. Und das ist auch der Verein der im „Stadion Kaftanzoglio“ spielt. Rein gehen und Fotos machen war kein Problem. Stinknormales Leichtathletikstadion! Erwähnenswert jedoch, dass am Zaun in der Fankurve von Iraklis etwa jeden Meter eine Rauchbombe mit Hilfe von Tape befestigt war. Vermutlich vom Spiel im August gegen Panatineikos Athen.

Nebenan war ein kleineres Leichtathletikstadion. Hier joggten viele Leute und auch zwei Mädchenklassen der nahegelegenen Universität. Ich machte es mir auf einer Bank bequem, aß meinen Apfel und beobachtete circa 40 hübsche Frauen dabei wie sie schwitzen… Toll…

Da die in diesem Sporttempel natürlich auch Umkleiden und duschen hatten, pflegte ich mich kurzerhand. Zumindest katzenwäschenmäßig…

Nun galt es das zu machen, was jeder Mensch mal machen muss. Da ich gerade an einem Krankenhaus vorbeikam, dachte ich mir, dass dort die entsprechende Örtlichkeit ja wohl über ein Mindestmaß an Sauberkeit und Hygiene verfügen dürfte. Nicht das ich empfindlich bin, aber was ich da sah toppte fast alles. Eine Krankenhaustoilette die echt jedes Bahnhofsscheißhaus in den Schatten stellt. Es stank und war ekelerregend dreckig. Nichts wie raus da. Da wird man höchstens krank und nicht gesund. Ich ging nun von der Ambulanz in die Stationäre Klinik in der Hoffnung, dass es dort sauberer sei. Doch auch hier das gleiche Bild. Ich fand dann tatsächlich noch ´ne Schüssel auf die man sich setzen konnte, ohne Schlimmstes befürchten zu müssen.

Im Laufe des Tages hatte ich einigen Leuten SMS geschrieben wann sie denn ankommen würden. Der FFM-Pascal meldete sich zurück und wir verabredeten uns für 11:30 Uhr am Weißen Turm. Dort traf ich schon viel früher ein. Daher machte ich es mir im Schatten gemütlich, las mein Buch und beobachtete einige Demonstranten, Cops und TV-Teams bei der Vorbereitung einer Demo… Keine Ahnung um was es dabei ging…

Mit Pascal tat ich nun das was ich die ganze Zeit schon gemachte hatte. Wir liefen rum. In einem preislich akzeptablen Restaurant kehrten wir ein und ich aß Souflaki. Wenigstens mal was Landestypisches, wenn auch nichts außergewöhnliches. Bekommt man ja schließlich auch in Deutschland an jeder Ecke…Bald darauf trafen wir uns mit unseren inzwischen eingetroffenen Fanclubkollegen und Freunden in einer Döner-Gyros-Bude, wo diese gerade was aßen.

Nach dem Essen gingen wir alle zusammen zu deren Hotel und ich lieferte dort mein Gepäck ab. Getränktechnisch hatte ich mich zwischenzeitlich mit einem 1-Liter-Tetrapackwein für unschlagbare 1,34 Euro versorgt. Wenn schon Asi – dann richtig. Schon nach dem ersten Schluck befürchtet ich arges Sodbrennen. Dies blieb jedoch wundersamerweise aus.

Es sprach sich rum, dass sich die meisten Bayer-Fans wohl um 18:30 Uhr am Weißen Turm treffen würden. Von dort aus, hieß es, würde uns die Polizei mit Bussen zum Bahnhof karren. Dies sei die sicherste Variante. In Südosteuropa ist es keine Seltenheit, dass gegnerische Fans angegriffen werden, und dann mit ihnen nicht gerade zimperlich umgegangen wird. Daher hatte ich und die meisten anderen auch auf Fanutensilien und Gegröle verzichtet. Das am Ende tatsächlich nichts passierte mag zum einen daran gelegen haben, zum anderen aber auch daran, dass die Innenstadt, wo sich die meisten Schwarzroten Seelen aufhielten, PAOK-Gebiet ist. Das heißt: Hier lässt sich Aris nicht blicken…. Sei ´s drum! Es blieb alles friedlich.

Mit ein paar Leichlingern und Leuten von der Kolonne ging ich noch in einen Biergarten und wurde dort von Gollek und Ali auf einen Wein eingeladen. Das praktische an der Sache war, dass ich nun ein Glas hatte, in welches ich meinen Tütenwein nachkippen konnte. Wie gesagt: Wenn schon Asi – dann richtig!

Zurück am Weißen Turm waren bereits einige Bayerfans dort. Ein Grieche in unseren Reihen und dessen Vater organisierten die Busse, planten und laberten mit der Polizei, so dass am Ende alles reibungslos lief. Danke dafür! Die Busse fuhren direkt an den Gästeblock. Dort sollten wir erst mal kurz in den Bussen warten. Zu lang für meine Blase. Erst als ich den Busfahrer anschrie: „I piss in your Bus! I don´t want that, but I must now!“ öffnete er entgegen der polizeilichen Anweisung die Tür. Ich und einige weitere Opfer des Getränkekonsums während der Fahrt stürmten raus und fanden einen Busch. Das war knapp.

Nun war aber wieder Platz für ein Vodkamixgetränk, zubereitet von einer netten Frau im Büdchen neben dem Stadion. Sie meinte es gut mit dem Vodka… Lecker wars auch. Dann war aber auch genug gesoffen und es ging in Stadion. Schon lange vor Spielbeginn waren die Ränge im „Kleanthis Vikelidis“ gut gefüllt und die Leute sangen sich warm. Als das Spiel begann ging hinter der Gegentribüne plötzlich ein Feuerwerk hoch. Bestimmt fünf Minuten lang erhellten Raketen den Nachthimmel während das Spiel lief. Wenn die nicht IM Stadion zünden, dann wenigstens draußen… Unglaublich. Zu schade das Aris bei Internationalen Spielen keine Fackeln abbrennt, wie sie das bspw. beim Derby gegen Erzrivalen PAOK machten.

Der Support übertrifft alles was ich bisher gesehen, bzw. gehört habe. Laut, dauerhaft, leidenschaftlich und das ganze Stadion zieht mit! Und das ist wörtlich zu nehmen! Absolut geil. Der Bayerblock erstarrte zwar nicht in Ehrfurcht, konnte sich gegen diese Übermacht aber nie wirklich durchsetzten.

Nach dem Spiel brachte es SAT 1 fertig ihre ziemlich süße Moderatorin Andrea Kaiser unmittelbar vor unserem Block Interviews führen zu lassen. Nun wurde diese gefeiert. Man kann nur hoffen, dass nicht alles im TV rüberkam. Denn ob die Zuschauer das Wort „Fickschnitzel“ als Kompliment (das es zweifelsfrei sein sollte) interpretieren ist fraglich…

Andrea schien sich jedenfalls köstlich über die Unterstützung zu freuen. Bevor es zu spät war sprang ein Schwarzer Wolf noch vom Zaun zu ihr herunter um Fotos zu machen. Grandios das ganze…

Natürlich mussten wir wieder so lange im Block verbleiben bis Aris sich zum größten Teil verzogen hatte. Per Bus ging es dann wieder in die Stadt. Mit den Erben-Kollegen wurde noch ein Nachtmahl in einem Imbiss verdrückt. Ohne weiteres ging es wieder zum Erben-und-Freunde-Hotel und dort ins Zimmer von Cheffe, Bakerman, Ramelinho und FFM-Pascal. Ich klemmte mir meinen Rucksack unter den Kopf und pennte ein paar Stündchen auf dem Boden. Rechtzeitig bevor mein Handy Alarm schlagen konnte, wachte ich auf, zog mich an, ging noch mal für kleine Hamster und verließ die Reisegruppe. Ohne Sonne, um 6 Uhr Morgens ist es auch am Mittelmeer ordentlich kühl… Der Zug stand schon bereit und ich machte es mir direkt in einem Sechserabteil bequem. Soll heißen ich legte mich quer über drei Sitze und schlief ein. Ich merkte noch wie der Zug abfuhr und ich Saloniki somit nach knapp 25 Stunden mit jeder Menge Spaß, unzähligen Eindrücken und einem neuen Länderpunkt (das zählt ja schließlich auch) aber leider nur einem Punkt (wobei das für Auswärts ja okay ist) für den Bayer wieder verließ…

 

 

Kapitel 3 – Sofia Teil 2

 

Plötzlich weckte mich eine junge Dame und machte mir klar, dass der Platz auf dem mein Kopf lag, ihr reservierter sei. Machte aber nichts. Sie setzte sich an die Abteiltür und deutete mir an, ich solle mich doch gerne wieder lang machen. Danke, gerne, gute Nacht. Ich schlief also weiter und die Dame hatte sich dann auch bald wieder verabschiedet. Prima. Abwechselnd schlief ich, las ich und bewunderte die Landschaft. Die vorbeiziehenden Städte übertrumpften im negativen Sinne noch mal all die üblen Attribute die ich Sofia weiter oben verliehen habe. Traurig so was mitten in Europa zu sehen. Da wusste ich wieder, wie gut es uns doch geht.

Gegen Mittag kam der Zug in Sofia an. Ich hatte beim besten Willen keine Idee was ich nun, heute und morgen alles machen sollte…in dieser Stadt des Wahnsinns…

Mein erstes Ziel war natürlich klar: die Hostel. Dort angekommen begrüßte mich ein alter Mann der KEIN WORT Englisch sprach. Wirklich NICHTS! Nicht mal mit „reservation“ konnte der was anfangen. Er hat mich die ganze Zeit auf Bulgarisch vollgelabert, was mir wieder rum nicht half. Mit Händen und Füßen kamen wir dann überein, dass ich um drei Uhr noch mal kommen sollte.

Nächstes Ziel: Happy Grill. Ich genehmigte mir das gleiche wir am Mittwoch (zur Orientierung: Es ist Freitag Mittag!) und war wieder sehr zufrieden. Ich lief planlos durch ein paar Straßen um Zeit rum zu kriegen und begab mich dann wieder zur Hostel. Der Herr, der meine Resevierung am Mittwoch angenommen hatte war nun wieder da. Ich durfte mich zwischen zwei Zimmern entscheiden und nahm das mit den augenscheinlich bequemeren Betten. Die Zimmer waren in einem ordentlichen Zustand und auch das Bad auf dem Flur machte einen sauberen Eindruck. Für 10 Euro sicherlich ´ne gute Sache. 

Erst mal machte ich noch ein Nickerchen. Dann wollte ich doch noch ein wenig die Stadt erkunden. Ich konzentrierte mich heute auf die Nebenstraßen. Die waren zwar nicht in besserem Zustand als die Hauptstraßen, aber was soll ´s. Ich kam an ein paar kleinen, schönen Parks vorbei, lief am Theater und an verschiedenen rieseigen Kommunismusärabauten vorbei. Zwischendurch entdeckte ich immer wieder kleine Ostblocktypische Kirchen. Ich kann nicht so genau sagen warum, aber ich begann die Stadt ein wenig zu mögen. 

Ich gelangte an eine Marktstraße. Hier wurde alles angeboten was es auch auf deutschen Märkten gibt: Fleischwaren, Brot, Obst, Gemüse, Haushaltsgeräte, Klamotten usw. Auffällig waren jedoch die vielen Nussverkäufer. Bei einem kaufte ich 100 gr. Cashnew- und 100 gr. Haselnüsse. Die waren richtig gut. Der Hunger konnte so aber nicht gestillt werden.

Ich sah ein Schild: Bit-Club! Die hatten eine Deutsche Karte inklusive Kassler, Haxe, Fleischkäse und Reibekuchen. Da ich hier wusste was ich bekomme, ging ich rein und bestellte Fleischkäse mit Bratkartoffeln und Spiegelei. Ich habe ja eigentlich kein Problem damit in einem Restaurant mit kyrillischer Schrift die „Katze im Sack“ zu bestellen. Aber nicht derzeit, wo ich kein Hefe, keine Milch und keinen Zucker essen kann.

Der Kellner bejahte meine Frage ob der Koch Deutscher sei und ich trug ihm auf, diesem doch bitte „all the best from Leverkusen“ zu bestellen. Ob er es gemacht hat weiß ich nicht.

Tagesüber hatte ich bereits ein Grummeln im Magen bemerkt. Dieses machte sich nun wieder bemerkbar und ich musste zusehen noch schnell eine Apotheke zu finden. Schließlich war es kurz vor Acht. Ich fand eine, und obwohl die Frau drinnen schon am putzen war wurde ich noch bedient. Ich sagte nur: “Hello, anything against Diarö!“ – “Ahh, Imodium!“ – “Yes, good. I take it…” Mit meinem Magen ging es nun wieder bergauf.  Trotzdem ging ich heim in die Hostel und las weiter in meinem Buch „Der Täter“.

Doch schon bald schloss ich die Äuglein und entschwand ins Reich der Träume…

 

 

Kaptiel 3 – Sofia Teil 3 oder die Welt ist ein Dorf

 

Am nächsten Morgen frühstückte ich eine Banane die ich am Abend noch gekauft hatte und – ratet mal – lief wieder durch die Stadt. Heute hatte ich allerdings einen Plan und wusste wohin ich wollte. Nämlich zum Nationalstadion Vassil Levski! Dort hatte am Donnerstag Abend Rapid Wien gegen CSKA Sofia gespielt. Ich hoffte ins Stadion reinzukommen um ein paar Fotos zu machen. Ich fragte so ´ne blöde Oma in ihrem Kabuff vor einem offenen Eingang ob dies möglich sei. Die Antwort war : “Nein“. Scheiße, wer viel fragt bekommt viele Antworten. Wäre ich einfach durchmaschiert, hätte die wahrscheinlich eh nix mitbekommen. Also lief ich einmal drum herum. Ich kam auch in das Foyer rein, aber von nirgends konnte ich Innenraumaufnahmen machen.

Ich ging weiter und kam zum eigentlichen Stadion von CSKA Sofia, dem „Balgarska Armija“. Und? Tatsächlich! Drinnen spielt jemand. Ich ging die Stufen hoch und platzte mitten in die erste Halbzeit zwischen den A-Jugenden von CSKA Sofia und Levski Sofia. Hauptpreis. Glück gehabt. Da an dem Ground wohl seit Jahren nix mehr gemacht wurde, ist er völlig veraltet und für große Spiele nicht mehr brauchbar. Wie ich erfuhr spielt die Erste von CSKA inzwischen alle Spiel im Nationalstadion. So konnte ich das alte Teil doch noch machen. Neben bei strich ich noch den Länderpunkt ein. Zugegebenermaßen sehr stillos, so was mit 75% eines A-Jugendspieles zu tun. Aber wie schrieb ich oben? Man muss nehmen was man bekommt. Und schließlich war für den Nachmittag ja noch ein weiteres Spiel der ersten bulgarischen Liga geplant.

Als das A-Jugendmatch vorbei war fragte ich noch einen Jungen nach dem Endstand: 0 zu 1 für Levski. Das einzige Tor hatte ich also verpasst. Ein gefühltes 0 zu 0 also.

Ich durchquerte einen Park direkt am Stadion. Dieser war wirklich schön. Es waren Hüpfburgen aufgebaut, Ballonverkäufer unterwegs und überhaupt herrschte ein wenig Jahrmarktsatmosphäre. Viele Familien waren unterwegs und genossen die Sonne. Entlang einer Art Bach kam ich in einen weiteren großen Park. Dieser wurde von großen Straßen durchtrennt und mittendrin war ein Macces. Dort aß ich zu Mittag. Weiter gings in Richtung des Kreisverkehrs den ich vorher bei Google-Maps ausgeguckt hatte. Ab hier kannte ich den Weg zum Stadion „Ovcha Kupel“, der Heimat von Slavia Sofia. Mein „Herbergsvater“ hatte mir aber auch berichtet, dass auf dieser Straße die Tram Nummer 5 bis fast vor das Stadion fahren würde. Diese bestieg ich dann, löste eine Fahrkarte und erkundigte mich bei diversen Leuten wann ich raus müsse. Erneut half mir eine junge Frau indem sie sagte, ich müsse eine Haltestelle nach ihr raus. Das tat ich und sie hatte Recht. Ich ging schon mal zum Ground, den ich auch problemlos fand. Karten gab es noch nicht. Es waren ja noch gut 2,5 Stunden bis zum Kick Off. So wanderte ich durch die Gegend. Im Terminal des nahegelegenen Busbahnhofs fand ich einen Internetanschluss und surfte erst mal 20 Minuten durchs WWW.

Dann begab ich mich zurück zum Stadion. Es war mittlerweile 15 Uhr. Also holte ich mir ein Ticket mit freier Platzwahl und betrat das Stadion. Kaum war ich drin, lief mir auch schon der Bänker-Jens aus Siegen über den Weg. Wir erzählten ´ne Menge von Saloniki, dem Her- und wieder Wegkommen, weiteren Planungen und natürlich von Südafrika, wo Jens noch bis letzten Dienstag zusammen mit Jasperneite, dem Roten und Schnepel gewesen war.

Das Spiel war wieder scheiße und endete auch hier mit 0 zu 0. Support gab es für die Heimmannschaft von etwa 30 Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Der war allerdings ganz ordentlich. Away-Fans waren nicht zu vernehmen.

Nach dem Spiel fuhren Jens und ich mit dessen Mietwagen zu seinem Hotel. Als erstes checkten wir die Bundesligaergebnisse. Schön das der FC wieder auf den Sack bekommen hatte. Diesmal mit 2 zu 1 in Hannover.

Anschließend gingen wir noch auf ein Abendessen inklusive Wein bzw. Bier in den Happy Grill. Wie gesagt: Der Laden ist echt der Knaller!

Gegen 22 Uhr verabschiedeten wir uns voneinander und gingen in unsere jeweiligen Unterkünfte.

 

 

Kapitel 4 – Heimreise und ab zum Bayer…

 

Am nächsten Morgen lief ich zum Bahnhof und fragte einen der normalen (gelben) Taxifahrer, was die Fahrt zum Flughafen kosten würde. 15 Levas, also 7,50 Euro. Dafür verzichte ich gerne auf den Stress mit Bussen und Bahnen. Ich wusste eh nicht wo ich lang musste. Denn die Haltestelle wo ich auf dem Hinweg umgestiegen bin hatte ich mir natürlich nicht gemerkt.

Am Flughafen las ich die meiste Zeit mein Buch. Im Flugzeug ebenso. In Dortmund fuhr ich dann wieder per Shuttlebus zum Bahnhof Wickede. Mein RE hatte erst eine, dann zwei, irgendwann zehn und am Ende schließlich 20 Minuten Verspätung. Da aber auch mein Anschluss in Ohligs 10 Minuten zu spät kam, war das kein Problem und ich erreichte gegen 13:50 Uhr am Sonntag Nachmittag Leichlingen. Ich holte mir ´nen Halben Hahn beim Griechen meines Vertrauens. Dieser kommt übrigens aus Saloniki und bezeichnete seine Heimat gleich mal als Katastrophe… nun gut, so schlimm ist es auch wieder nicht.

Nach dem Essen gab es noch mal eine Dusche und dann ging es auch schon wieder zum Fußball. Bayer spielte gegen das Überraschungsteam aus Mainz. Es kam wie es kommen musste. Bayer spielte mühsam aber erfolglos. Mainz setzte einen Konter und so stand es am Ende 0 zu 1.

Dannacht ging es schnurstracks nach Hause und recht bald ins Bett.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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