Budapest Ostern 2014
Über Ostern wollte ich fott. Irgendwo hin, einen neuen Länderpunkt machen. Mein Favorit war Ungarn, Schiggis Rumänien. Wir kamen diesmal leider nicht überein. Flüge waren alle sauteuer. Alles um die 150 Euro. Egal wohin. Irgendwann sagte ich mir: GSKR, und habe Dortmund – Budapest – Dortmund gebucht. Das ganze vom Donnerstag, 17.04. bis Dienstag 22.04.2014. In diese Zeit fielen einige Erstliga-Kicks. Unter anderem auch ein Heimspiel von Ujpest und das etwas kleinere Derby Budapests zwischen Honved und Ferencvaros. Zubrot durch unterklassige Sachen gibt es in Budapest vor- und nachmittags meist auch genug. Für Fußball war also gesorgt. Dass ich alleine reisen würde, störte mich auch nicht. So kann ich tun und lassen was ich will, was auch mal nicht verkehrt ist. Und ganz alleine bleibt man auf solchen Touren ja meist dann doch nicht. So war es auch dieses Mal – so viel sei schon mal verraten.
Der Wecker klingelte dann um 04:00 Uhr morgens. Ich hatte am Vorabend alles vorbereitet, so dass ich nach einer kurzen Katzenwäsche nur noch den Rucksack aufschnallte und dann das Haus verließ. Ich lief nach Opladen wo der RE 7 pünktlich um 05:36 Uhr eintraf um mich nach Holzwickede zu bringen. Per Shuttlebus war ich dann schnell am Airport. Ich ging direkt durch die Sicherheitskontrollen und begab mich zum Gate. Um halb neun startete der Wizzair-Flieger und landete pünktlich, knapp 1,5 Stunden später in der Donau-Metropole Budapest. Ich hob 60.000 HUF (Hungarian Forint) ab. Das sind knapp 200 Euro. Die ersten 450 HUF bekam der Fahrer der Buslinie 200E. Dafür brachte er mich zur Metrostation Köbanya Kispest. Ab hier fuhr die Linie M3 (blau) in die Innenstadt. Info: Eine Fahrt mit einem Öffentlichen Verkehrsmittel kostet 350 Forint. Egal wie weit man fährt. Allerdings muss man, wenn man umsteigt jedes Mal neu 350 HUF zahlen. Eine 24-Stunden-Karte für 1650, oder eine 72-Stunden-Karte für 4150 HUF lohnt sich also in der Regel. Zumal man dann nicht immer neu anstehen muss um ne Karte zu holen. Schwarzfahren ist übrigens nicht drin. An den Eingängen zu den U-Bahnen wir ständig kontrolliert.
Nach einem Blick auf den Stadtplan hielt ich es für sinnvoll an der Station Nepliget auszusteigen. Von hier aus wollte ich zu Fuß weiter gehen, bis zu meiner Butze, der Dominik Penzio, die Nobbi mir empfohlen hatte. Diese befindet sich in der Chazar Andreas utca 3 (utca = Straße) direkt zwischen Stadtpark und dem Ferenc Puskas Stadion (ehemals Nepstadion). Ich habe die Entfernung etwas Unterschätzt. Daher lief ich recht lange. Machte aber nix. So passierte ich nämlich zufällig die Stadien von MTK Budapest und BKV Elöres. Beide sehr geile Dinger. Gegen 12 Uhr war ich an meiner Herberge angekommen. Ich checkte ein und betrat mein spartanisches Einzelzimmer. Hier standen drei Betten, ein Hocker, ein wackliger Tisch und ein Schrank drin. Toilette und Bad waren auf dem Flur. Das ganze für 15 Euro/Nacht, na ja, akzeptabel. Die Lage allerdings war dürftig, schließlich fährt man mit dem Bus (Linie 7 oder 8, Haltestelle direkt vor der Kirche) gut und gerne 15 Minuten bis in die Stadt. Immerhin war alles sauber. Nach einer halben Stunde Pause auf dem Bett schnürte ich die Schuhe und lief los in Richtung Donau. Der Magen drückte und ich hielt Ausschau nach was Essbarem. Ein Chinaimbiss erhielt den Zuschlag. Für was Einheimisches würde sich noch genügend Gelegenheiten bieten. Ich passierte einige kleine Kirchen und Plätze und nutzte eifrig meine noch relativ neue Kamera. Auch das ansehnliche Nationaltheater und das Ludwig Museum kreuzten meinen Weg auf dem Weg zum ersten geplanten Spiel, welches ich gefunden hatte.
Hier für war/ist die Seite www.adatbank.mlsz.hu eine riesige Hilfe. Es handelte sich aber nur um ein Spiel der Old Boys irgendeines Vereins, dessen Name ich wieder vergessen habe. Am Ground angekommen stellte sich nämlich heraus, dass das Spiel nicht dort sei, weil der Verein ganz woanders beheimatet sei. Ärgerlich, aber irgendwie auch nicht. Den Länderpunkt Ungarn mit einem Old Boys Spiel zu machen wäre schon ziemlich albern. Der Ground des Soroksar SC, das Sporttelep Mihály Szamosi, lohnt aber den Trip dorthin. Eine kleine überdachte Tribüne mit gelben Sitzschalen und ringsum zerfallene Stufen. Man erreicht den Ground einfach per H7 ab Közvagohid (lt. Google-maps gibt es mehrere Stationen mit diesem Namen, man muss also aufpassen, dass man die richtige erwischt). Die Haltestelle Szent Istvan utca ist direkt vor dem Ground. Hier ist auch ein Laden der Bier verkauft und ne verranzte Kneipe. Nach dem der Ground fotomäßig festgehalten wurde fuhr ich zurück in die Innenstadt.
Hier lief ich nun ohne konkretes Ziel durch die Gegend. So erhielt ich einen ersten wirklichen Eindruck dieser tollen Stadt. Budapest ist sauber und gepflegt. Die meisten Gebäude sind saniert und imponieren durch schöne Fassaden und Verzierungen. Sehenswürdigkeiten gibt es einige: St. Stepahnus Kathedrale (innen und außen sehr beeindruckend), Kettenbrücke und der Gresham Palast (heute ein Luxus Hotel) sind die wichtigsten die ich heute Abend noch besichtigt hatte. Von weitem konnte auch schon ein Blick auf die Zitadelle und den Burgberg auf der anderen Seite der Donau geworfen werden. Apropos Seiten. Die Donau trennt Budapest in zwei Teile: Buda und Pest. Beides waren selbstständige Städte und wurden 1873 zusammengelegt. Seit dem heißt die Stadt Budapest. Die Stadt ist aufgeteilt in 23 Stadtbezirke (kerület) und hat etwa 1,7 Millionen Einwohner.
Hinter der Staatsoper fand ich eine kleine Imbissbude mit Pizza und Pasta. Klar, dass hier der Carbonara-Länderpunkt eingesackt wurde. Und das sogar sehr schmackhaft. Es war inzwischen 20 Uhr. Ich entschied mich daher den Heimweg anzutreten und auf diesem noch das ein oder andere Bier inner Kneipe mitzunehmen. Da ich ja ein Faible für Luxushotels habe, warf ich einen Blick ins Budapest Royal. Sehr imposant. Ich entdeckte ein Schild das Livemusik und Bier ab 690 HUF in der Bar ankündigte. Ich setzte mich also an die Theke, schön mit Baggyhose und 10 Jahre HE- T-Shirt. Mehr und mehr Leute kamen rein, perfekt gestylt in Abendkleid und Anzug. Ich genoss mein Bier und gegen 21 Uhr begann die Band mit ihrem Jazzgeklimper. Die Sängerin machte einen auf Lasziv und gut gelaunt, schaute psydo-sexy durch den Raum und lächelte stets mit ihrem Kollegen um die Wette. Fürchterlich! Hochgradig gekünstelter Mist. Nach dem zweiten Bier hatte ich genug und verschwand zurück in die Asozialität. Vor einer versifften Kneipe traf ich drei andere Deutsche und trank mit denen noch ein paar Bier, bevor ich ins Hotel zurück kehrte und todmüde ins Bett fiel. Schließlich war ich seit fast 20 Stunden wach und grob irgendwas zwischen 15 und 20 Kilometern durch die Stadt gelaufen.
Am nächsten Tag wachte ich erstaunlich fit auf. Ungarisches Bier verkrafte ich anscheinend besser als Kroatisches . Nach einer Dusche ging ich frühstücken. Das Frühstücksbuffet war nicht allzu doll. Toast, harte Brötchen, Käse, Marmelade und ein bisschen Müsli. Der O-Saft schmeckte scheußlich. Der Kaffee auch. Für die drei Euro holte ich mir in den nächsten Tagen lieber was in den zahlreichen Konditoreien. Besser und billiger. Nach dem Frühstück ging ich aufs Zimmer und packte meine Tasche für den Tag. Blöderweise ließ ich die Kamera liegen. Noch blöder aber, dass ich das erst merkte, als ich schon Mitten in der Stadt war. Ich stieg aus und verfluchte mich dermaßen laut, dass die Leute schon guckten. Ich fuhr wieder zurück packte auch die Kamera ein und fuhr abermals in die Stadt. Ich lief nun bis zur Kettenbrücke und überquerte mit dieser die Donau. Ich stand nun am Fuße des Burgberges in der Schlange zur Drahtseilbahn, welche auf diesen rauf fährt. Ein Singleticket kostet 1100 HUF, ein Returnticket 1700. Ich entschied mich für ersteres. Runter ist ja schließlich einfacher als hoch. Für eine ausführliche Besichtigung des Burgbergs sollte man einige Zeit mitbringen. Schließlich kann man die meisten Sehenswürdigkeiten auch von Innen besuchen. Hier befinden sich mehrere Museen, Paläste, Statuen, die Matthias Kirche, die Fischerbastei und sonst noch so einiges. Unter anderem die Konditorei Ruszwurm. Eine der ältesten und legendärsten Konditoreien Budapests. Hier aß ich einen Marzipankeks, nach dem ich in einem Lokal bereits gespeist hatte. Dazu gab es Cappuccino. Mein Bruder wurde darüber per whatsapp informiert. Er freute sich mit mir. Schließlich ist er selber Konditor in Südafrika. Mein Zug zum Freitagabendspiel fuhr ab Budapest Deli. Dieser Bahnhof ist fußläufig vom Burgberg entfernt. Man muss nur eine lange Treppe runtersteigen und dann einen Park durchqueren. Unten angekommen checkte ich zum wiederholten Male meine Taschen, ob noch alles da ist. MIST!!! Checkkarte weg! Ruhig bleiben! Alles durchsuchen! Ich kann mir nicht angewöhnen die selben Sachen, immer an die selben Stellen zu packen. Bestimmt ist die Karte nur in einer anderen Tasche! Alles durchsucht! Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Jede Tasche, den ganzen Rucksack von vorne, von hinten, von oben und von unten. Nix! Karte weg! Keine Ahnung wie das wieder passiert ist! Einige werden bei Lesen nun denken: „War ja klar, dass der wieder was verliert!“ – War es auch! Aber warum ausgerechnet die Checkkarte? Warum nicht ein paar Socken? Egal! Zuhause angerufen. Mutter dran! „Du Trottel!“ – Danke, weiß ich selber. „Sieh zu, dass du ins Internet kommst und raus findest, wie man die Karte sperrt.“ – Fünf Minuten später ruft meine Mutter wieder an und gibt mir die Telefonnummer durch. Ich ruf da an, komme aber aus dem ungarischen Netz nicht druch. Mutter wieder angerufen: „Ruf du da an!“ Meine Kontonummer? Keine Ahnung! Meine Mutter durchsucht alles an Unterlagen, die sie irgendwie von mir haben und findet: nichts! Sie ruft da trotzdem an, aber ohne Bankverbindung geht nix. Dann fällt mir ein, dass ich die einem Kumpel mal per PN geschickt hatte. PNs durchsucht, gefunden, Mutter angerufen, Bankverbindung durchgegeben! 10 Minuten später ruft Mutter an: „Karte ist gesperrt!“ Puuh! Mittleres Drama.
Nun aber ab zum Bahnhof. Tickets nach Biscke kosteten return 1450 HUF. Geht ja! Der Zug kam pünktlich und war ziemlich modern. Ein wenig verranzter darf es in Osteuropa schon sein. Geplant war, von Biscke aus zu Fuß nach Felscuit zu laufen. Busverbindungen hatte ich vorher keine finden können. Am Bahnhof in Biscke stand ein junger Typ den ich fragte ob er Englisch spreche. „No, not – so – good! Aber Deutsch!“ Auch gut. Er zeigte mir dann, dass doch ein Bus nach Felscuit fahren würde. Es war sogar sein Bus. Wir unterhielten uns noch ein wenig, bis er mich anwies auszusteigen. Direkt vor dem Ground. Einem Nigel nagelneuen, architektonisch einmaligen Ground. So Nigel nagelneu, dass das Dingen erst am Montag eröffnet werden sollte. Schöner Mist. Spiel Puskas FC v Pesci findet nicht statt! Nicht hier jedenfalls „Monday, 18 o´clock!“ Sagten mir drei Leute unabhängig von einander! Was das dann für ein Spiel sein sollte/war habe ich bis heute nicht raus gefunden. War für den Moment aber auch egal. Zurück in den Bus, zurück zum Bahnhof zurück nach Budapest. Auf dem Weg ein neues Spiel recherchiert.
Ferencvaros III v Ikarus FC 4:3
Ich fand den genannten Kick, den Ground und den Weg dorthin mit Hilfe des Smartphones. Vor einigen Monaten wäre ich wohl aufgeschmissen gewesen. Ich fuhr wieder bis Nepliget und ging von da aus durch den gleichnamigen Park. Ich vermute mal, dass die komplette Anlage die Heimat, zumindest der Jugend von Ferencvaros ist. Super war es hier jedenfalls nicht. Der Kunstrasenplatz verfügt lediglich über eine Reihe Sitze auf einer kompletten Seite und auf Höhe der Mittellinie über eine kleine Tribüne mit grünen und weißen Sitzschalen.
Das Spiel allerdings war sehr unterhaltsam. Nach einigen Führungswechseln mit kuriosen Toren endete es 4 zu 3. Einige Fans von Fradi hatten sogar hin und wieder was gebrüllt und gepöbelt. Einige heißt: Etwa acht oder neun. Insgesamt waren vielleicht 30 Leute da.
Nun wurde es gruselig. Auf dem Stadtplan hatte ich mir grob zu Recht gelegt, wo ich nun herlaufen müsste um wieder zur Straßenbahn zu kommen. Zu grob. Ich bog irgendwie mal falsch ab, oder verpasste ne Abbiegung und das war es auch schon passiert. Ich war falsch. Gelandet war ich in einem miesen Viertel. Zumindest kam es mir nun bei der Dunkelheit so vor. An einer Bushaltestelle guckte ich nach ob ich auf dem Fahrplan irgendwas Brauchbares erkennen würde. Fehlanzeige! Hier sprach mich dann direkt ne Olle an, und wollte ne Zigarette schnorren, Ich verneinte wahrheitsgemäß. Sie merkte: Oh Touri! Geld! Und so fragte sie direkt mal nach. Sie strich sich über ihren runden bauch und faselte: Baba, Baba! Money, please!“ Erst Kippen schnorren wollen und dann Geld für Kippen? Ne lass mal. Vergifte dein Kind alleine. Ihr Freund guckte mich Böse an. Sagte aber nix. Mir wurde es mulmig. Ich ging weiter, in der Hoffnung irgendwo in zu kommen, wo mir was bekannt vorkam. Plötzlich entdeckte ich auf dem Gehweg schemenhaft eine Gestalt. Als ich näher kam erkannte ich, dass da ein Kerl in seiner Kotz lag und seinen Rausch ausschlief. Ekelhaft. Irgendwann kam ich an eine Bushaltestelle wo gerade der Bus kam. Ich stieg ein. Bloß weg von hier. Der Bus fuhr zur Metrostation Örs vezer tere. Hier startete die Rote Linie . Und diese fährt über Frenc Puskas Stadion! Da kenn ich mich aus. Gott sei Dank ich komm nach Hause! Ich stieg also in die besagte Metro ein, und verließ sie an der genannten Haltestelle. Als ich aus der U-Bahn auf die Straße trat, erkannte ich nix. Gar nix. Das Stadion sah ich nicht und ich wusste wieder nicht wo ich bin. Ich fragte nach. Fand aber niemanden der mir brauchbare Informationen geben konnte. Die Stelle wo ich war, das merkte ich bald, war etwa einen Zentimeter außerhalb meines Stadtplans. Dieser somit nutzlos. Ich lobte mich, nicht so geballert zu haben. Im Vollsuff wäre ich hier wahrscheinlich gar nicht mehr klar gekommen. Ich lief in die eine Richtung, dann in die andere. Ich fand einfach keine Anhaltspunkte, die mir halfen. Fast eineinhalb Stunden nach Abpfiff war es mittlerweile. Nun hatte ich die Schnauze voll. Ich wusste nur, dass es nicht so weit sein konnte. Ich fand einen Taxi, stieg ein und sagte dem Fahrer die Adresse. Nach nicht einmal drei Minuten Fahrt war ich um 1100 HUF ärmer, aber zu Hause. Nie waren 3,50 Euro sinnvoller investiert.
Auf dem Zimmer gönnte ich mir noch ein Bier auf den Stress. Dabei suchte ich die Verbindung für den nächsten Morgen zum nächsten Spiel. Dann fiel ich ins Bett.
Szabadkiöto ES v Ujbuda FC II 1:2
Nach am Donnerstag und am Freitag bereits einiges an Sehenswürdigkeiten abgearbeitet waren sollte heute der Fußball eindeutig im Mittelpunkt stehen. Drei Spiele waren geplant. Ursprünglich. Eins hatte ich aber wieder aus dem Programm geschmissen, da es ganz im Süden von Budapest gewesen wäre. In 75 Minuten hätte ich es dann niemals nach Ujpest im Norden geschafft. Am Ende wurden es dann aber doch noch drei. Später mehr dazu.
Zunächst begab ich mich zur Anfangshaltestelle der H7 Boraros ter. Diese ist ziemlich direkt unterhalb der Petofi-Brücke. Mit der H7 fuhr ich bis Szabadkiöto. Schon vom Bahnsteig aus sah ich den Eingang zum Ground und ahnte Böses. War ich noch davon ausgegangen, dass es nur besser werden könnte als am Vorabend belehrte mich das Szebadkiöto Sporttelep eines besseren. Es bietet (immerhin) eine noch kleinere „Tribüne“ als der Ground am Vorabend. Ein paar übereinander geschweißte Bänke waren alles was es zu gucken gab. Nein halt, der Grill war auch schön. Der war nämlich sinnfreierweise überdacht durch eine Plane. Diese war völlig schwarz. Komisch, komisch. Immerhin gab es in einem kleinen Kabuff einen Bierverkauf. So konnte ich noch mit mir selber auf den neuen Ground anstoßen. Darauf, dass ich den LP Ungarn mit einem Viertligaspiel gemacht habe und nun mit einem Fünftligaspiel bestätigen durfte. Das Spiel plätscherte und plätscherte und ging am Ende1 zu 2 aus.
Wie ich gekommen war fuhr ich auch wieder zurück in die Stadt. Mit der H7. Vom Ferenciek tere fuhr ich per Bus Nummer 7 etwa 25 Minuten bis zur Haltestelle Rakospatak utca. Diese ist etwa 15 Meter vom Lantos Mihaly Sportközpont entfernt. Ich ging erst mal dorthin und klärte, dass auch gespielt wird. Dann ging ich die Straße zurück und holte mir ne Gyros-Pita die mir fast die Schnauze verbrannt hat, so scharf war die.
Zugloi Kiniszi v Issimo SE
Zurück am Ground dauerte es nicht lange bis es losging. Das Spiel war zwar nur noch siebente Liga, der Ground dafür aber, der mit Abstand beste bisher…: Auf der Hauptseite neun Stufen auf der gesamten Länge. Auf der obersten standen einige Bänke. In der Mitte gab es eine kleine Überdachung. Auf der anderen Seite war ein kleiner Graswall ebenfalls mit Bänken.
Das Spiel war wieder nicht sehr doll, aber immerhin ausgeglichen und dadurch halbwegs spannend. Am Ende hätte die Anzeigetafel 2 zu 1 angezeigt. Wenn es denn eine gegeben hätte.
Nach dem Spiel hatte ich nun 75 Minuten Zeit um die circa acht Kilometer bis zum nächsten Spiel zu schaffen.
Ujpest Budapest v Videoton FC 1:2
Mit ÖPNV war mir das zu eng. So mal ich keine verlässliche Verbindung recherchieren konnte. Ich gönnte mir daher ein Taxi. Dieser wollte/musste irgendwann rechts abbiegen. Dummerweise versperrte die Polizei die Abbiegespur. Auch der Taxifahrer konnte den Bullen nicht überzeugen uns durchzulassen. Ein Grund für die Sperrung war nicht ersichtlich. Kein Unfall, kein Auswärtsmob der mit Bus-Konvoi anreist oder ähnliches. Also musste ich hier aussteigen und den Rest zu Fuß gehen. Das waren locker noch zwei Kilometer. Schöner Mist – erst recht, weil es auch noch anfing zu regnen. Weil es überall Absperrungen gab versuchte ich mich irgendwie mit der Trick 17 – Tourimasche durchzumogeln. Ohne Erfolg. Ich wurde zurück geschickt und musste mir ein normales Ticket kaufen. Auch gut. Nervig nur, dass die Zeit langsam eng wurde, und der Weg - ein Mal komplett rum ums Stadion und einen Wohnblock - weit war. Tickets gab es für die Gegentribüne für 1700 HUF. Ich holte mir noch ein Bier. Währenddessen lief im Stadion bereits die Nationalhymne.
Ziemlich pünktlich zum Anstoß war ich dann auch auf der Tribüne. Hier stand direkt einer rum der Fotos machte. Ich fragte ihn ob er nicht Holländer sei. War er nicht, er war Deutscher, Saarländer. Wir quatschen ein wenig und er stellte mir Benni und Timo aus Weiler i.d.B vor. Hatte mich schon gewundert, dass ich bisher keine anderen Hopper getroffen hatte. Dass ich nun beim bisher größten Spiel im größten Stadion, direkt neben ein paar Deutschen im Stadion stehe war irgendwie klar. Das Stadion ist leicht beschrieben: auf allen Seiten sind mehr oder weniger baugleiche Tribünen, ebenso in den Ecken. Ungarn ist ja nicht bekannt für hohe Zuschauerzahlen und Hammersuppport. Was da abging fand ich aber doch sehr enttäuschend. Auf Ujpest-Seite gab es etwa 150 Leute die Stimmung machten. Im Gästeblock waren es eher weniger. Highlight war ein etwa achtjähriger Junge der die halbe Zeit unmittelbar vor uns auf dem Zaun hing und pöbelte und am Zaun rappelte und den Gästen die Mittelfinger zeigte.
Das Spiel wurde erst am Ende spannend als Ujpest auf 1 zu 2 verkürzen konnte und noch mal kurz drückte. Am Ende leider ohne Erfolg.
Nach dem Abpfiff liefen Benni, Timo und ich Richtung U-Bahn. Der Saarländer verdrückte sich anderweitig. Unterwegs holten wir noch ein Bier in einer Art Kiosk. Wir fuhren bis Kalvin ter (ter = Platz). Dort gingen wir in eine kleine Gasse und fanden ein Restaurant. Dort aß ich endlich was Einheimisches: Schweinesteaks mit Lecso (ungarisches Gemüse) und Chips. Sehr lecker. Nach einem weiteren Bier in dem Laden stieg ich wieder in den Bus und fuhr heim. Auf Disko, wie die beiden Stuttgarter, hatte ich keinen Bock.
Lanchid FC v Szt. Pal Akademia FC II
Am Morgen des Tages des Herrn begab ich mich per Bus und Bahn zur Haltstelle Nepliget. Von hier ging ich einige hundert Meter zurück Richtung Innenstadt. Schon stand ich vor dem Siketek SC Sporttelp. Hier sind zwei Grounds: ein heruntergekommener Rasenplatz und ein Kunstrasenplatz. Beide sind aus ausgestattet mit je einer Stahlrohrtribüne auf welche vier Reihen schwarz-gelbe Sitze montiert sind.
Ich hatte noch zwei Dosen über. Mit diesen setzte ich mich nun und las erst mal noch ein wenig in meinem Buch La Nera, welches von einer Mafiapatin handelt. Inzwischen ist es ausgelesen und kann als kurzweilige Lektüre empfohlen werden. Pünktlich um 11 Uhr ging es los. Der Kick war okay und mit 0 zu 6 auch torreich. Die etwa acht unter den 10 Zuschauern feierten die Tore mit Pyro und riesiger Überziehfahne. Oder habe ich das nur geträumt, als ich kurz eingenickt war? Man weiß es nicht.
Als der letzte unterklassige Kick der Tour per Pfiff beendet war, hieß es: zurück zur U-Bahn Nepliget und ab nach Kalvin ter. Hier war ich mit Timo und Benni verabredet. Ich hatte aber noch genug Zeit ausgiebig zu essen. Nach einem leckeren Haufen Spaghetti fragte der Kellner: Palinka? Auch der ungarische Nationalschnaps sollte getestet werden. Ich fragte nach dem Preis und der Kellner nuschelte: „isforfree.“ Ja, super. Dann her damit. Das Zeug war lecker und brannte schön im Rachen. Die Rechnung offenbarte mich dann, dass der Kellner nicht „isforfree“ sondern „oneßausendhudredthree“ oder so was in der Art gemurmelt hatte. Meine Rechnung hatte sich damit kurzerhand um etwa 33 Prozent erhöht. Egal. GSKR – hatte ich das schon erwähnt?
Gegen 14:30 Uhr trafen Benni und Timo ein. Per M3 ging es bis Hatar Utca. Hier erwarteten einige Bullen in Kampfmontur bereits auf die Fradi-Anhänger. Auch von denen war schon eine ordentliche Anzahl da. Feindseligkeiten gab es aber keine. Ich entleerte meinen Darm in einem nah gelegenen Hotel. Als zurück kam wartete die Schwabenfraktion bereits mit Dosenbier. Mit diesem stiegen wir in die Straßenbahn 42 und fuhren bis zu Endstation Tulipan Straße. Hier war direkt ein Cafe oder eine Kneipe oder so was ähnliche wo ein guter Mob Honveds rum hing. Beim Kartenkauf kam ich mit Alan ins Gespräch. Dieser ist Waliser aus Newport und tingelt ebenfalls fußballmäßig durch Europa. Wir quatschten einige Zeit bis es Zeit war den Ground zu betreten. Da Alan eine Karte für einen anderen Bereich hatte, trennten wir uns. Aber nicht ohne uns noch bei fb zu adden. Im Stadion lief dann ein Typ in „Toten Hosen Jacke“ rum. Ich quatschte ihn an, wo er denn her käme. „Berlin“, war die Antwort. Andre ist Unioner und war alleine unterwegs in Osteuropa. Ich machte erste Fotos von dem Ground, in dem 1994 schon Leverkusen im Europapokal spielte und 2 zu 0 gewann. Schönes altes Dingen. Erwähnenswert die Toiletten die ab der Halbzeit etwa 1 cm tief unter Wasserpissgemisch standen, da alle Pissoirs überliefen. Und in LEV beschweren se sich wenn die Schüsseln keine Klobrille haben.
Wir holten uns Bier und setzten uns auf die Haupttribüne. Genau neben zwei andere Deutsche. Einer von beiden war tatsächlich LEV-Fan und auch aus Berlin. Beide wohnen und studieren aber derzeit in Budapest.
Beider Fangruppen waren etwa 1500 Mann/Frau stark und füllten jeweils eine Kurve. Honved hatte große Überziehfahnen die 19 – Vereinswappen – 09 darstellten. Schön. Die Hoffnung, dass darunter Fackeln gezündet würden, erfüllte sich leider nicht. Ferencvaros hatte ein oder zwei kleine Rauchtöpfe – mehr nicht. Aber okay, sicherlich das Highlight der bisherigen Tour. Supportmäßig hatte Fradi die Nase entsprechend dem Spiel vorne. Die Budapester Studenten hatten sich in der HZ-Pause wohin auch immer verabschiedet. Andre nach dem Spiel. Alan wurde auch nicht mehr gesehen. Wir liefen nun zu Fuß zurück zur U-Bahnstation Hatar utca. Hier gingen wir noch in ne verranzte Kneipe und kippten ein paar Bier bevor wir zurück in die Stadt fuhren wo ich mich gen Hotel verabschiedete. Ein sehr gelungener Tag endete mit de Planung des nächsten.
Am nächsten Morgen wachte ich halbwegs fit auf. Duschen sparte ich mir. Es sollte ja schließlich ins Schwimmbad gehen. Budapest ist bekannt für seine Thermalbäder. Die beiden bekanntesten sind das Gellert-Bad und das Szechenyi-Bad. Letzteres wollte ich heute Besuchen. Zunächst stattete ich aber dem Ferenc Puskas Stadion einen Besuch ab. Das ehemals Nepstadion genannte Nationalstadion von Ungarn war im Sommer 1986 Schauplatz eines Queen-Konzerts. Dieses war damals das erste Konzert einer westeuropäischen Rockband hinter dem Eisernen Vorhang. Es ist ne richtig geile, riesige Betonschüssel. Nachdem hier einige Fotos gemacht waren, ging ich weiter und holte mir in einem kleinen Supermarkt irgendeinen Snack und was zu trinken. Durch den Stadtpark gelangte ich dann mit einigem Nachfragen (der Park ist riesig) zum Szechenyi-Bad. Dieses sieht von außen aus wie ein Schloss. Auch das Eingangsfoyer ist mehr als imposant. Der Eintritt kostet geschmeidige 4300 HUF. Ob es sich lohnt muss hinterher jeder für sich entscheiden. Im Bad gibt es, ich glaube, 15 Becken mit Wassertemperaturen zwischen 20 und 38 Grad. Sehr angenehm, aber auf Dauer auch etwas langweilig. Es gibt zwei Außenbecken, ausgestattet mit Fontänen und einem Strudel. Rutschen oder Sprungtürme gibt es nicht. Dafür mehrere Saunen. Nach eineinhalb Stunden Sitzerei im Wasser war meine Haut an den Fingern verschrumpelter als jemals zuvor. Ich hatte genug gebadet und ging. Leider beachtete ich nicht, dass meine Haare völlig durcheinander zu Berge standen. Das merkte ich erst später als ich mich zufällig in einer Schaufensterscheibe sah.
Ich hatte kaum noch Forint und brauchte nun einen Geldautomaten. Hunger hatte ich auch. Doch ohne Geld kein Essen. Ich lief über einen Art Jahrmarkt wo es unzählige Fressbuden mit geilen Sachen gab. Doch ohne Geld kein Essen. Verdammt. Ich kam zum Heldenplatz, welcher flankiert wird vom Museum der bildenden Künste und der Kunsthalle. Beides sind großartige Gebäude. Außerdem sind hier eine Säulenreihe mit Statuen und eine Art Obelisk. Alles wurde fotografisch festgehalten. Ich lief und lief ohne einen Geldautomaten zu finden. Irgendwann kreuzte dann doch einer meinen Weg und ich holte noch mal 20.000 HUF. Man weiß ja nie.
Montag? Da war doch was? Richtig! Beim Spielausfall/Verlegung oder was auch immer am Freitag wurde mir ja gesagt in Felscuit würde am Montag um 18 Uhr ein Spiel stattfinden. Daher begab ich mich ohne zu wissen was genau mich erwartet auf dem bekannten Weg dorthin. Denkste! Weiter als Biscke kam ich nicht. Hier war heute nix, aber auch gar nix los. Es war ja auch Feiertag. Busse nach Felscuit, so verklickerte mir die Trulla am Schalter fahren heute keine. Jut, dann halt direkt zurück nach Budapest. Der Ground vom Pusaks FC ist neu und rennt nicht weg. Also, seis drum.
Jetzt stellte sich die Frage: Wie verbringe ich den Abend. Das der ÖPNV nur bis etwa 23 Uhr fährt musste ich bis dahin zum Airport kommen, da mein Flug schon um 06:20 Uhr gehen würde. Also lief ich mal wieder kreuz und quer durch die Stadt, aß noch ne Gulaschsuppe, fotografierte die Große Synagoge und diverse andere schicke Gebäude. Am Deak Ferenc ter war ein Fest mit Livemusik zu Gange. Hier gönnte ich mir ein paar Bier, quatschte noch mit ein paar Österreichern und genoss das Leben. Dann brach ich auf zum Flughafen. Der Weg dorthin war der gleiche wie vom Flughafen in die Innenstadt. Nur umgekehrt. Die Nacht verlief nervig, weil die Typen auf der Bank neben meiner Bank ständig laberten und später schnarchten. Irgendwie schaffte ich es dennoch ein paar Stunden zu pennen. An der Sicherheitskontrolle bekam man Gutscheine für Kaffee und son Gedöns geschenkt. Damit frühstückte ich einen Muffin und nen Cappuccino.
Der Flieger war leider wieder voll. Aber immerhin pünktlich. Ich landete gegen acht Uhr in Dortmund, fuhr nach Wickede und von da Düsseldorf. Die S6 brachte mich schließlich heim.