Bayer 04 und Hopping

Polentour 24.10.09

Polentour 24.10.2009

 

 

 

Bayer 04 – Borussia Dortmund

 

Per Bus ging es um 17 Uhr am Freitag Nachmittag gen LEV um mich vor dem Spiel schon mit Jasperneite zu treffen. Zum einen hatte er den neuen Informer dabei. Diesen wollte ich für Andy Wundy und HE-Cheffe entgegennehmen. Zum anderen wollte ich mein Gepäck schon mal ins Auto legen. Jasperneite und Kollege waren von Wiedenbrück aus so gut durch gekommen, dass sie schon um 18 Uhr an der Schule am Stadtpark waren. Am dortigen Büdchen wurden dann auch die ersten Getränke vertilgt. Damit die Gewöhnung früh eintritt, gab es Tyskie. Tommek, der zweite Dortmunder Polenmitfahrer, traf ein, schmiss sein Gepäck ins Auto und verabschiedete sich gen Kartensuche, welche sich später am Abend, aber noch rechtzeitig, erfolgreich gestaltete.

Nach und nach trudelten ein paar mir bekannte LEVs am Büdchen ein und es wurde ein wenig getöttert. Kurzzeitig schlug auch Spiertz auf, um drei Exemplare des neuen Informers zu ersteigern.

Irgendwann ging es zum und ins Stadion. Wir verabredeten uns für nach dem Spiel am Auto. Das Spiel endete 1 zu 1. Einer schiedlich friedlichen Fahrt nach Polen war das sicherlich zuträglich. Geärgert hat es mich trotzdem maßlos, da der Bayer eigentlich feldüberlegen war und die ein oder andere Torchance ungenutzt ließ. Die Stimmung auf unserer Seite war eher schlecht als recht und konnte nur in HZ 2 stellenweise überzeugen… Auf Dortmunder Seite wurde es bei diversen Liedern ordentlich laut. Aber durchgängig überzeugend waren auch die gelbschwarzen Ruhrpottler nicht…!

Nach Abpfiff ging es am Gästeblock vorbei Richtung Auto und dann quer durch LEV auf die Autobahn nach Kamen.

Dort am Bahnhof wartete Jens aus Siegen mit dem gemieteten Wagen. Das Gepäck wurde umgeräumt und los ging es nach Polen. Die knapp elfstündige Fahrt verquatschten wir wie üblich mit dummem Zeug. So ging es eine Zeit lang um mangelnden gesellschaftlichen Respekt vor dem Furzen und Rülpsen, Popeln und Eierkratzen. Völlig sinnfrei das Ganze! Von einigen im Auto aber wörtlich genommen, so dass es zeitweise dringend nötig war, das Fenster zu öffnen um nicht zu ersticken…

 

Tommek, der seit einiger Zeit eine Ausbildung bei Stauder macht, versorgte mich mit selbigem und ich revanchierte mich mit Öttinger von der Tanke. Der Preis macht den Unterschied. Wirklich empfehlenswert ist das Zeug nämlich nicht. Jasperneite quetschte sich irgendwann zwecks Pennen nach hinten und Tommek verschwand nach vorne. Beide knackten bald ein und es wurde ruhig im Auto. Auch ich versuchte zu schlafen. Aber im engen Auto bekomme ich das nie so richtig hin. Also döste ich vor mir her. An der Grenze verpeilte ich, Euro in Zloty umzutauschen. Das sollte noch zu Problemen führen. Irgendwann in Polen, früh morgens übernahm Jasperneite das Steuer und Jens versuchte zu pennen. Tommek widmete sich wieder dem polnischen Bier.

Um 10 Minuten vor 11 Uhr kamen wir am Stadion von Zdroj Ciechocinek an um dort das Spiel

 

 

Zdroj Ciechocinek - Lech Rypin

 

zu schauen. Das ist die vierte Liga in Polen. Das Stadion bietet eine unüberdachte Tribüne mit vier Sitzreihen. Ansonsten nix. Das Vereinsheim ist eine Ruine. Diese wird trotzdem von einem riesigen Schäferhund bewacht… Alles also nix besonderes, wäre da nicht die riesige Saline, die quasi IM Stadion steht. Wieso, weshalb, warum??? Keiner weiß es…

Tommek war „raketenvoll“ und torkelte etwas durch die Gegend und laberte Müll. Geglaubt, dass es im Vereinsheim Pizza gibt, hat er uns dann doch nicht. Im Stadion traf man noch eine dreiköpfige Hoppertruppe aus NRW um den Bünder.

Das Spiel war durchwachsen und das erlösende einzige Tor zum 0 zu 1 fiel irgendwann in der zweiten HZ.

Nach dem Spiel ging es wieder in die Karre und mit Tempo nach Bydgoszcz. Wem nämlich die vierte polnische Liga nicht tief genug ist, der guckt sich halt ein Spiel der sechsten polnischen Liga an.

 

 

Polonia Bydgoszcz - Start Pruszcz Pomorski

 

Das Stadion ist ein geniales Teil. Eine große, überdachte Haupttribune mit blauen Sitzen und ringsum circa 10 Sitzreihen. Das Dach scheint aber seiner Funktion nicht gerecht zu werden. Denn alle Sitze darunter waren klitschnass. So war wieder Stehen angesagt. Toiletten konnten keine ausgemacht werden, so dass es in den nächsten Busch ging. Während des Spiels gings kurz in den Supermarkt gegenüber, um ein paar Kleinigkeiten zum Futtern zu kaufen. Das ist zwar nicht die feine englische Hopperart, aber der Hunger machte es nötig. Jens und Tommek, der wieder etwas nüchterner war, nahmen Jasperneites und meine Mitbringsel dankend an und verspeisten die Chips und Flips mit großem Genuss.

 

Wenn hier nicht gekickt wird, werden Motorradspeedwayrennen ausgetragen. Daher gab es eine „Art Laufbahn“ um das Spielfeld. In der Pause betraten wir diese Laufbahn dann via Spielertunnel und ergatterten bei einem Vereinstypen noch Aufkleber und Eintrittskarten. Es ging einmal ums Spielfeld um Fotos zu machen und anschließend wieder auf die Tribune. Auch dieses Spiel war auf - der Liga entsprechend - schwachem Niveau. Immerhin fielen zwei Tore. Die Gäste gewannen mit 2 zu 0. Also auch hier nicht das befürchtete 0 zu 0.

 

Jetzt stand das Highlight der Tour auf dem Programm:

 

 

Zawisza Bydgoszcz – Elana Torun

 

Ein Derby! Diesmal dritte Liga! Immerhin. Das Auto parkten wir direkt am Stadion auf einem bewachten Parkplatz. Das kostete einen Euro pro Stunde. Ein akzeptabler Preis. Karten zum Preis von knapp 2,50 Euro waren schnell geholt. Diese erlaubten uns eine freie Platzwahl. So postierten wir uns schräg gegenüber der Haupttribune, wo die Heimfans stehen würden. Von hier hatten wir aber nicht nur einen guten Blick auf diese, sondern auch auf den Gästeanhang. Dieser war etwa 300 bis 500 Mann/Frau stark. Die Kurve der Heimfans blieb unmittelbar bis zum Anpfiff aus Protestgründen leer. Warum protestiert wurde? Keine Ahnung.

Das Stadion scheint nigelnagelneu zu sein. Zwischen den unüberdachten Kurvenblöcken, ausgestattet mit Sitzschalen, gibt es Lücken, was ich recht blöd finde. Es gibt eine Haupt- und eine Gegentribüne, welche jeweils überdacht sind.  Die blaue Laufbahn ist mir zu schick.

 

Als der Heimanhang dann allerdings drin war, gings gut ab. 90 Minuten Dauersupport vom Feinsten. Nahezu 100 %ige Beteiligung, egal ob beim Singen, Klatschen oder Hüpfen. Mitten im Spiel gab es eine Glitzerfolien-Choreo, die in Blau, Weiß und Schwarz ein Kreuz zeigte. Später gab es noch drei kleine Blockfahnen und dazu acht oder neun rote Fackeln. Die Gäste- fans waren auch recht häufig zu vernehmen, konnten sich aber lautstärke-technisch nie wirklich durchsetzen. Auch sie zeigten eine blau-gelbe Choreo. Darüber hinaus wurde zeitweise vom fast ganzen Block oberkörperfrei supportet.

Sehr geil und ein wahrlich krönender Fußballabschluss des geilen Tages.

Das Spiel selber war eher mau. Ist halt nur dritte Liga. Aber auch hier fiel ein Tor. Ein Kopfball sorgte für die Entscheidung zu Gunsten von Sawisza.

Tommek trafen wir erst am Auto wieder. Er war zwischenzeitlich in die Heimkurve gegangen um dort die Stimmung aus nächster Nähe aufzusaugen. Auch er war schwer begeistert.

 

Nach einem Zwischenstopp bei Macces ging es nun über die Dörfer und Wälder durch Polen. Irgendwann, mitten im Wald schaltete Jasperneite mal kurz das Licht aus. Dunkel ist kein Ausdruck, es war stockfinster. Wir erzählten uns kleine Horrorgeschichten von der Blair Witch Hexe und vertrieben uns so die Zeit. Nachdem ich den Tag über größtenteils enthaltsam gelebt habe, genoss ich nun wieder, zusammen mit Jens und Tommek, das ein oder andere Bierchen. Bis ich mal musste. Und das immer noch im Wald. Wir hielten am Straßenrand und erledigten, was erledigt werden musste. Auch die anderen nahmen diese Gelegenheit dazu war. Das war nun nicht weiter schlimm. Eine Panne will ich hier aber auch nicht haben. Das wäre der Stoff, aus dem Albträume sind. Es passierte nichts weiter.

 

Irgendwann gegen halb elf oder so erreichten wir unser Nachtdomizil in Drawsko Pomorskie. Das Hotel war richtig gut: Direkt in der Innenstadt, mit eigener Bar. Die Zimmer waren groß und sauber. Das Badezimmer ebenfalls. Muss zwar alles nicht sein, aber da Alternativen fehlten, nahmen wir es dankend an. Kostete allerdings auch 25 Euro pro Nacht und Nase. Nach dem Einchecken wurde das Gepäck aufs Zimmer gebracht. Anschließend ging es in die Stadt auf die Suche nach einer Bar. Fündig wurden wir in einer kleinen Kaschemme unweit des Hotels.

In einer Art Kiosk konnte ich endlich Geld tauschen und so meine Schulden bezahlen.

Zwei Bier später machten wir uns auf den Weg zurück zum Hotel. An der Bar bestellten wir noch ein Gezapftes und diskutierten in die Nacht. Tommek und Jens verabschiedeten sich in die Kiste. Ich begab mich mit Jasperneite noch auf den Balkon, um das letzte Bierchen an der frischen Luft zu genießen.

Gegen halb zwei war auch für uns Schlafenszeit.

 

Um kurz nach neun bollerte Jasperneite an die Tür. Ich beschränkte mich auf eine Katzenwäsche, um schneller zum Frühstück zu kommen. Das war nicht sehr üppig aber lecker.

Um 10 nach 10 ging es weiter Richtung Heimat.

 

Die folgenden, kursiv geschriebenen Zeilen sollten mit polnischem Akzent gelesen werden:

 

Das alternative Leben des Tommek:

 

„Tommek, mein Sohn, siehst du, gleich da, hinter dem großen Wald ist Deutschland. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort wirst du irgendwann leben und deinen Eltern Ehre machen. So ist es mein Wunsch“ , sprach Tommeks Vater.

Doch leider hatte das Geld für die Busfahrkarte zur Universität von Stettin nicht gereicht. So wurde auch Tommek ein Milchbauer in den Weiten der polnischen Prärie. In einem Haus ohne Strom und ohne fließendes Wasser.

 

So ähnlich dachten wir uns eine Alternative zu Tommeks Leben aus, wenn seine Eltern nicht nach Deutschland gekommen wären, und kamen aus dem Lachen nicht mehr raus.

 

Irgendwann wollte ich wissen, ob „Lech“ eine Bedeutung hat. Lech, das ist der Name des Bieres in meiner Hand zum Zeitpunkt des Fragens. „Keine Ahnung – warum sollte das eine Bedeutung haben?“ fragte Tommek. „Wat weiß denn ich! Kann doch sein, das Lech Baum heißt oder so…“ gab ich zum Besten. Na klar! Lech heißt Baum!!! Dies bescheuerte Idee bekam ich nun bei jeder Gelegenheit aufs Brot geschmiert…

 

Gegen halb zwei erreichten wir Malchow. Dort spielte um zwei Uhr

 

Malchower SV – Berlin Ankaraspor.

 

Schrecklich, wie die  fußballfremde Bespaßung nun schon die Oberliga erreicht. Im Stadion steht tatsächlich ein Karussell, eine Hüpfburg und ein kleiner Kinderspielplatz. Mein Gott, wo führt das bloß hin?

Ansonsten gibt es hier eine Tribune für Vips und eine Gegengerade mit Fanblock und Gästeblock.

Supportet wurde auch. Allerdings nur mit Krachmachern wie Tröten und Riesentrommeln. Schrecklich! Einige Leute pöbelten gut gegen den Gegner. Der obligatorische Dorftrottel, der sich über die Maßen hinaus lächerlich machte, war natürlich auch da. Wenigstens über den konnte man hier lachen.

Das Bier war von Bitburger! Ist ja auch nicht so, dass es im Osten keine anständigen Biermarken gibt…

Als Preis beim Gewinnspiel gab es tatsächlich eine Bayer Leverkusen Basecap. Knappe 600 Kilometer von LEV entfernt sicherlich auch recht sinnlos… Hansa Rostock wird jedenfalls begeistert sein…

Das Spiel gewann Malchow mit 1 zu 0 durch einen Elfmeter. Temperamentsbedingte Ausraster der Südländer bleiben aus, so dass es auch ruhig blieb. Gästefans waren eh nicht dabei…

 

Schnell hin, schnell weg.

 

Ab ins Auto und über die Landstraße durch die Pampa. Erst bei Wolfsburg erreichten wir wieder die Autobahn. Meinen letzten Zug um 22:37 Uhr konnte ich mir abschminken. So fuhr uns Jens, nachdem Jasper in Wiedenbrück rausgeschmissen worden war, nach Dortmund zum Hauptbahnhof. Nach Leichlingen kam ich nicht mehr. Schöne Scheiße!  Ich verabschiedete mich von Tommek und bestieg die S-Bahn nach Langenfeld. Ab da ging es per Taxi nach Leichlingen. Um 2 war ich zu Haus…

 

 

 

 

 

 

 
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