Bayer 04 und Hopping

Haiti und Dom Rep Ostern 2016


Der Dienstag vor der Abreise begann mit einem Schock. Der eigentliche Plan war, Hotels und Verbindungen auf Hispaniola, der Insel die sich die Dom Rep und Haiti teilen, zu checken. Ich wachte auf, setze mich auf die Bettkante und guckte auf mein Handy. Ich sah, dass Ingo mir bereits eine Nachricht geschickt hatte. Als ich diese öffnete wäre ich fast rücklings wieder in mein Bett gefallen. "Zwei Bomben detonierten am Brüsseler Flughafen Zaventem" - keine 24 Stunden vor unserem Abflug von genau dort. Ich schaltete N24 ein und mir war relativ schnell klar, dass unser Flug zumindest ab Brüssel niemals abfliegen würde. Offiziell bestätigt oder abgesagt war natürlich noch gar nix. Aber die Bilder der zerstörten Abflughalle machten jede Hoffnung zu Nichte. Ich telefonierte mit Ingo und wir entschieden uns abzuwarten. Was auch sonst? Ich rief die Airline an und erfuhr, dass ich später mehr erfahren würde. Was man mir jedoch sagte war, dass ich das Geld nur zurückbekommen würde, wenn der Flug von Seiten der Airline storniert würde. Knapp zwei Stunden nach den Anschlägen war klar, dass die nicht mehr sagen könnten. Im Laufe des Tages zeugten einige Indizien davon, dass der Flug ab Oostende durchgeführt werden könnte. Und irgendwann am Nachmittag bestätigte sich dies auch. Glück im Unglück. Dennoch sei angemerkt, dass eine Stornierung des Fluges nichts im Vergleich zu dem gewesen wäre, was die ISIS-Wichser wieder an Leid über die betroffenen Menschen gebracht haben. Schmort in der Hölle! Eure Jungfrauen werden Schweine sein!
Mein Beileid an die Opferfamilien!
Trotz allem waren wir natürlich froh, dass unsere Reise wie (un)geplant stattfinden würde. Ungeplant im doppelten Sinne: zum einen mit umgeplantem Abflug, zum anderen eben ungeplant. Ohne Hotel oder sonstige Vorabbuchungen, dafür war im Laufe des Tages keine Zeit mehr gewesen. Das Abendteuer konnte also losgehen.
 
DJK SF Leuth III v Concordia Lötsch 0:4
Kreisliga C 2 Kempen Krefeld
22.03.2016 - 19:30 Uhr
Sportplatz Leuth
 
Um kurz vor sechs holte mich Ingo in Dormagen vom Bahnhof ab und es ging in die Provinz nahe der Grenze zu den Niederlanden. Das genannte Auftaktspiel fand auf einem einfachen Kunstrasenplatz statt, das Vereinsheim hatte zu und Zuschauer waren auch kaum da. Einzig, dass die Frau des Platzwartes aus einem Fenster heraus Bier verkaufte freute ein wenig. Das Spiel selber war nicht dolle - wie auch in der Kreisliga C ? -  bot als Highlight aber einen 40 Meter - Kracher der im Winkel landete. Geile Bude!
Mit Abpfiff verließen wir den Hof und fuhren nach Oostende. Der Flughafen dort ist direkt am Meer, eine ordentliche Wohnsiedlung ist direkt daneben, und die Straßen dort verbietet nicht einmal das Parken. So stellten wir dort den Ka ab, und gingen noch mal kurz ans dunkle Meer. Anschließend machten wir es uns im Auto so bequem wie möglich und pennten in Decken gehüllt zwei, drei Stunden bis es sechs Uhr war und wir zum Check-In gingen. Dabei verlief alles reibungslos und der Dreamliner hob pünktlich ab. Auf dem Flug schaute ich den Film "American Sniper" - ziemlich heftiger Tobak.... Gegen 14 Uhr Ortszeit landeten wir in Punta Cana im Osten der Dominikanischen Republik. An Urlaub war aber nicht zu denken. Zunächst mussten wir unsere Weiterreise nach Santo Domingo, unserem heutigen Etappenziel, organisieren. Teamchef hatte Ingo berichtet, dass eine Buslinie namens "Bavarotours" wohl vom Flughafen aus für knapp 10 Dollar in die Hauptstadt der Dom Rep fahren würde. Die Mokels auf dem Busparkplatz wollten uns aber was von Taxi für 10 Dollar da und da hin erzählen, dort würde der Bus fahren... blalabla. Im Nachhinein war das wohl gar nicht so falsch. Aber in einem Büro im Airport hatte man uns eine Alternative genannt: außerhalb des Flughafens, sei eine Bushaltestelle, wo eine Gesellschaft namens Sitrabapu nach Higüey fährt. Diesen Bus sollten wir nehmen und dann in Higüey in den Schnellbus nach Santo Domingo umsteigen. Ich hatte das Ganze so interpretiert, dass dieses Higüey eine Haltestelle, wenige Minuten vom Airport entfernt sei. Doch nix da! Der Kleinbus tuckerte scheinbar endlos durchs Land bis wir nach etwas mehr als einer Stunde in der Stadt Higüey ankamen. Obwohl die Fahrt viel länger war als gedacht, oder gerade deshalb, war es richtig schön gewesen. Bereits jetzt hatten wir mehr von Land und Leute gesehen, als 90 Prozent der Pauschaltouris, die ihre Resorts an der Küste nicht verlassen. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch gras- und buschüberwucherte, weite Felder, alles sehr grün. Die Orte wirken leicht heruntergekommen, so als hätten die Leute nur etwas mehr als das nötigste zum Leben. Dennoch war überall was los und die Menschen auf Straße. In Higüey zeigte man uns den Bus nach Santo Domingo, der direkt gegenüber abfuhr. Die weitere Fahrt war nicht mehr ganz so schön. Erst als wir das erste Mal karibisches Wasser erblickten, freuten wir uns. In Santo Domingo verließen wir bereits im Dunkeln den Bus in der Innenstadt und wollten nun eigentlich unsere Fahrkarten nach Port au Prince kaufen. Es handelte sich hier allerdings nicht um einen Busbahnhof, sondern lediglich um eine "Bushaltestelle" von Bavarotours. Die fahren aber nicht nach PaP, weshalb das Thema Fahrkartenkauf vertagt wurde. Stattdessen suchten wir uns eine Bleibe. Nach dem wir in ein paar Hotels nachgefragt hatten, diese uns aber zu teuer waren, sprach uns ein junger Typ an, er kenne ein Hotel "um die Ecke für 30 Dollar". Wir folgten ihm vorsichtig. Da er aber in die belebte Fußgängerzone einbog, hielt sich die Gefahr in Grenzen. Wir waren auch sehr bald da und standen an der Rezeption des Hotel Monumental in der Calle el Conde 335.  Plötzlich kostete das Zimmer zwar 40 Dollar, aber das war uns nun wurscht. Wir checkten ein, schmissen das Zeug aufs Zimmer, das das Prädikat "für eine Nacht okay" bekommt.
Ingo selber mag Carbonara zwar gar nicht, unterstützt mich aber in meiner Carbonara-Länderpunkte-Sammelleidenschaft. So ließ er sich dann auch dazu überreden, dass wir uns in einem Restaurant, das die Geschmacksgranate anbietet, niederzulassen. So wanderte die Top-Speise hier bereits im 37. Land in meinen Magen. Gut, dass sie vorher meine Zunge passierte, entlud sich auf dieser nämlich eine Geschmacksejakulation. Sehr lecker! Runtergespült wurde die Pasta mit einer Flasche Presidente. Das ist das in der Dom Rep weit verbreitete, einheimische Bier. Geschmacklich nicht mehr als solide. Weil es aber keine Alternative gab, holten wir uns davon noch drei 0,65 Liter - Kannen in einem Kiosk und lümmelten uns mit diesen auf den Balkon des Hotels. Wir recherchierten im W-Lan des Hotels weitere Bestandteile unserer Reise und so war das letzte was ich an diesem Abend tat, bevor wir todmüde in unsere Betten fielen, das Buchen unserer Unterkunft in Port au Prince, dem Ziel des nächsten Tages und die Hauptstadt von Haiti auf der Westseite von Hispaniola.
 
Haiti v Panama 0:0
Russia 2018 Qualifier
25.03.2016 - 19:00 Uhr
Stade Sylvio Cator
 
Per Caribetours sollte es nach Haiti gehen. Der Terminal dieser Gesellschaft ist in Santo Domingo an der Kreuzung der Straßen 27. Februaro / Navarro. Im Ticketoffice waren die Bilettes relativ schnell organisiert. Das gute ist, dass die Busgesellschaft die Einreisegebühr mitorganisiert. Wir holten uns noch zwei Wasser (ja Wasser!) und etwas zu essen für die Fahrt und setzten uns um kurz vor neun in den Bus. Richtig dumm war, dass wir genau die Plätze hatten, an denen von außen an den Scheiben dicke Werbeaufkleber prangten, so dass die Aussicht auf Land und Leute krass eingeschränkt war. Das ärgerte uns sehr, ließ sich aber nicht ändern, da alle anderen Plätze ebenfalls besetzt waren. Nun gut, ein wenig konnte man immerhin noch sehen. Die Fahrt vertrieben wir uns dann weitestgehend mit Schlafen und "Wer-bin-ich?" spielen.
An der Grenze sah man dann zu ersten Mal unter welchen Verhältnissen viele Menschen auch im Urlaubsparadies Dom Rep leben müssen. Von "Paradies" merkte man hier nichts. Entlang der Straße war diese verstopft mit Marktständen und Fressbuden. Alles im Dreck der Straße und Müll der Leute. Es war eng stickig und staubig. Das alles bei 30 Grad im Schatten. Einen erfrischenden Pool gibt es für die Menschen hier freilich nicht...
Der Grenzübergang zog sich dann etwas. Man stieg aus dem Bus, stempelte sich sozusagen aus der Dom Rep aus und gab die Ausreisekarte ab. Dann stieg man wieder in den Bus. Weiter ging es ein paar hundert Meter und man stieg wieder aus dem Bus. Nun stempelte man sich in Haiti ein und gab die Einreisekarte ab. Man bekam den unteren Teil davon für die Ausreise zurück. Diesen galt es nun gut aufzubewahren, damit es bei der Ausreise keine Probleme gibt. So was macht mir ja immer Stress, wenn es heißt: Bloß nicht verlieren! Aber bevor sich eure Hirne schon ausdenken wie ich in Abschiebehaft sitze: alles ist gutgegangen. Ich habe auf dieser Tour nix verloren! Nicht mals Socken!
Dann ging es weiter. Das ganze Prozedere hat in etwa 90 Minuten gedauert. Die Straße die nun folgte war eine Katastrophe. Grober Schotter statt brüchigem Asphalt. Es rappelte ordentlich und das eine ganze Zeit lang. Ich erinnerte mich Grauen an die Geschichte, als der Bänker, der Jasperneite und der Rote in Mittelamerika gute zehn Stunden über eine solche Piste fahren mussten. So lange war es dann doch nicht. Wir wurden noch zwei Mal angehalten, einmal ganz regulär vom Zoll, und einmal sinnlos von den Cops. Genau so hatte es beim Auswärtigen Amt gestanden. Danach lief es relativ zügig, bis wir in die Peripherie von Port-au-Prince kamen. Jetzt wurde es nervig und es galt sich das Motto: "Wenn es einfach wäre, wäre es kein Groundhopping" vorzuhalten. Es ging über hüglige Straßen, die eng waren, völlig verstopft und am Straßenrand von unzähligen "Markt- und Verkaufsständen" noch enger gemacht wurden. Überall wuselten Leute dazwischen, sei es zu Fuß oder auf Mopeds... Für die letzten zwei Kilometer benötigten wir so geschlagene 1,5 Stunden. Hölle... Am PaP-Terminal von Caribetours im Stadtteil Petionville angekommen vermittelte uns der Busbegleiter einen Taxifahrer, der uns die fünf Kilometer zum Hotel kutschierte und dafür 30 Dollar wollte. Was utopisch teuer erscheint, und ist, entspricht aber den tatsächlichen Taxipreisen in der Haitianischen Hauptstadt. So hatte ich es vorab in einem Online-Reiseführer auch gelesen. Die wissen halt: wer es sich in einem solch armen Land leisten kann Taxi zu fahren, der zahlt dann auch 30 Dollar. Bittere Kost(en), aber im Dunkeln ohne Orientierung fünf Kilometer durch PaP zu laufen, wären es niemals wert gewesen das Taxi nicht zu nehmen. Jedenfalls kamen wir so sicher zum Hotel, Pacot Breeze in der Rue Pacot. Nun merkten wir, dass wir gar keine 30 Dollar mehr hatten und drückten dem Mokel 20 Euro und fünf Dollar in die Hand. Muss auch mal reichen.
Wir checkten ein und bekamen ein gutes Zimmer mit zwei separaten Betten, einer Küchenzeile und, ganz wichtig: einem Kühlschrank.
Wir setzten uns erst Mal auf die Terrasse und bestellten uns ein Bier und "Beef with fries and vegetables". Ich rechnete mit einem schönen Rumpsteak und bekam ein paar Klumpen völlig durch gebratenes Rindfleisch. Der Genuss hielt sich daher in Grenzen. Ingo meinte, er habe gelesen, dass sei in Haiti so üblich. Während des Essens leisteten uns zwei Kanadier, Vater und Sohn, Gesellschaft und erzählten, dass sie zum achten Mal in Haiti seien, um der Bevölkerung zu zeigen wie man die Bibel liest. Das führte dann bei weiteren Bieren zu einer anstrengenden, aber nicht aufdringlichen Diskussion über Jesus und Gott, bei der Ingo sich ausklinkte.
Weil "rausgehen und ne Kneipe suchen" keine gute Idee sei, so die Beiden und die Hotelottos, tranken wir, Ingo und ich, ein paar weitere Biere in der Lobby, unweit der Bar. Billig war es nicht mit drei Dollar die 0,35 Liter Dose, aber was will man machen? Wasser trinken hilft ja nicht.
Am nächsten Morgen schliefen wir so gut wie es geht aus und machten uns danach auf die Suche nach Bargeld. Fündig wurden wir in einer Bank neben dem nahen Marriott-Hotel. Der Weg dahin vermittelte bereits einen Eindruck wie dreckig und schäbig diese Stadt ist. Wir erhofften uns Besserung je näher wir dem Zentrum mit Präsidentenpalast und Kathedrale kämen, unabhängig davon, dass uns bewusst war, dass beides beim Erdbeben vor sechs Jahren zerstört worden war.
Haiti ist seit Jahren schon eines der ärmsten Länder Lateinamerikas und der Welt. Das Bruttonationaleinkommen pro Jahr und Einwohner liegt bei 830 US-Dollar. Das Erdbeben Anfang 2010, dass etwa 300.000 Menschen das Leben kostete und weite Teile des Landes in Schutt und Asche legte, kam daher einer Apokalypse gleich.
An einem Café machten wir Halt und tatsächlich stand hier "Spaghetti avec jambon" auf der Speisekarte. "Dann halt mal zum Frühstück", dachte ich mir und bestellte. Was ich bekam war eine Pasta, die man mit ganz viel Wohlwollen als Carbonara bezeichnen kann. Ich rede mir ein, dass es quasi ein Länderpunkt mit einer Halbzeit Frauenfußball auf Asche war. Aber zählt ja J
Als nächstes gingen wir zum Stadion und organisierten uns die Tickets. Hier wurden wir das erste (aber auch einzige) Mal umringt von Leuten die uns ihren Kram andrehen wollten. Viele hatten auch Tickets für uns...
Wir gingen aber zum offiziellen Schalter, wo man uns allerdings an einen der Herren verwies, die eben noch um uns rumschwirrten. Der wollte 2500 Gourdes pro Ticket, was etwa 25 Euro sind. Das kam uns etwas übertrieben vor, doch die Trulla hinter der Glasscheibe bestätigte den Preis. Holla die Wald Fee - das sind knapp 3/4 eines Monatsgehaltes eines Haitianers. Wir erstanden dennoch unsere zwei Tickets und dazu noch zwei Haiti-Armbändchen von einer Frau.
Wenn ich oben schreibe "dreckig und schäbig" meine ich das gar nicht abwertend, sondern schlicht als Beschreibung. Doch eigentlich lässt sich das, was ich sah nicht beschreiben. Ich will es dennoch versuchen: Überall ist Müll, die Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand, dreckig, abgenutzt, rissig, von massiven Schlaglöchern übersät. Gullideckel fehlen, weshalb man mega aufpassen muss nicht schlicht in die Kanalisation zu fallen, die auch mal bis zu drei, vier Metern tief ist. Es gibt sehr wenige Restaurants und Geschäfte. Fast alles wird an so was wie Marktständen verkauft. Essen, Schuhe, Möbel, Hygieneartikel, Uhren, Handys, Kleidung - einfach alles.
Die Häuser sind nicht wesentlich besser dran. Natürlich habe ich diese nur von außen gesehen, aber auch hier sah man viel Schmutz, Risse und notdürftig ausgebesserte Erdbebenschäden. Nur sehr vereinzelt gab es Bürogebäude wie man sie auch bei uns kennt.
Es schwirren überall Menschen umher und gehen irgendwie ihren Geschäften nach und versuchen so gut wie es geht über die Runden zu kommen.
Wir gingen Richtung Meer, kamen da auch an, fanden aber nur einen Kiesstrand hinter einem Park. Da hier einige abgehalfterte Typen rumhingen verdünnisierten wir uns direkt wieder. Schön war es leider auch hier nicht.
Wir kamen dann zufällig an einem Park mit einigen Steinhütten vorbei. Hier waren Spielgeräte, Bänke und ein Openair-Fitnessstudio. Der einzige Ort der nach Spaß und Freude aussah! Dort ließen wir uns für ein Wasser und ein Bier nieder. Wie gestern gab es "Prestige", einem lt. wikipedia "american style lager brewed" Bier mit ordentlichen 5,6 Prozent Alkohol. Geschmacklich ganz gut! Wir fragten uns nun Richtung Kathedrale durch. Auf dem Weg dahin waren wir plötzlich mitten in einer Osterprozession unter 1000den Einheimischen die sangen und beteten und dabei einem großen LKW folgten, auf dem sowas wie die geistigen Führer der ganzen Aktion waren. So viel zum Thema "Menschenansammlungen jeder Art meiden", wie es das Auswärtige Amt auf seiner Seite rät. An der Kathedrale angekommen sahen wir uns bestätigt, dass diese immer noch völlig zerstört ist und dem entsprechend auch gesperrt war. Direkt an diesem Gotteshaus wohnen scheinbar die ärmsten der Armen. Jedenfalls lebten die Leute hier nur in Zelten und Blech-/Holzhütten.
Weil es in der ganzen Stadt keine Postkarten geschweige denn Magneten als Souvenirs gab machten wir uns auf den Weg zurück zum Marriott-Hotel, wo eine Boutique ist. Doch auch da gab es keine Magneten, aber wenigstens Postkarten. An einer Tankstelle gab es dann Dosenbier und wir machten zwei Tüten voll. Diese luden wir auf unserem Zimmer in den Kühlschrank und gingen (mit zwei Dosen natürlich) auf die Dachterasse, von wo man einen schönen Blick auf die Stadt hat.
Hier verbrachten wir unser Bier genießend die nächsten Stunden. Im Pool war leider kein Wasser, was mich einigermaßen nervte, jedoch nicht so sehr, als dass ich mich beschweren würde.
Gegen 17 Uhr gingen wir wieder zur Tanke und holten noch mal jeder vier Dosen Bier für den Weg zum Stadion, bzw. für vor dem Stadion. Hier guckten wir uns das Treiben an und gingen um kurz vor sieben ins Stade Sylvio Cator. Dieses hat rings rum etwa zehn unüberdachte Sitzreihen und eine relativ flache Haupttribüne, auf der auch wir saßen. Trotz des Horrorpreises war das Stadion rappelvoll und die Stimmung daher sehr gut.
Zu unserem Erstaunen gab es sogar im Stadion Dosenbier für 1 Dollar. Das ist ja mal ein Traum! So taten wir auch hier etwas für die schwache Wirtschaft des Landes...
Das Spiel selber war leider ziemlich mies und endete entsprechend 0:0.
Weil Taxifahren so sau teuer in Port-au-Prince ist, es zu unserem Hotel nur zwei Kilometer waren und weil wir uns etwas Mut angetrunken hatten ignorierten wir die Tipps aller und gingen zu Fuß zurück. Es ging gut und ich direkt schlafen.
 
Um 8:00 Uhr am nächsten Morgen fuhr unser Bus zurück nach Santo Domingo. Das hieß wir mussten um 07:00 Uhr los. Weil aber das Bezahldingen kaputt war, dauerte das alles etwas und wir kamen erst gegen 07:15 Uhr weg. Ein Taxi brachte uns wieder nach Petionville zum Busbahnhof von Caribetours. Während Ingo sich für die Tickets anstellte holte ich uns je einen Kaffee, eine Art Brötchen und eine Banane. Der Bus fuhr wieder halbwegs Pünktlich ab, der Grenzübergang ging flotter als auf dem Hinweg, und das Bier, das wir noch hatten bzw. an der Grenze aus einer Kühltruhe gekauft hatten lief gut runter. So waren wir am späten Nachmittag in Santo Domingo. Online hatten  wir uns in den Torres Apart Studios, nur etwa 500 Meter vom Caribbetours-Busbahnhof entfernt, einquartiert. Zunächst chillten wir etwas auf dem Zimmer, dann ließen wir den Abend in einer Straßenkneipe gemütlich ausklingen.
 
Der neue Tag war noch nicht alt, als wir auf dem Weg zu einem Busbahnhof waren, von wo die Busse nach Boca Chica, einem Badeort 30 Kilometer außerhalb von Santo Domingo, fahren. Wir liefen eine größere, aber unbelebte Straße entlang, da kamen uns zwei ordentlich gekleidete Jungs entgegen. Nur Augenblicke später guckte ich hinter mich und sah, dass die Beiden wieder hinter uns waren, so knapp, dass es unheimlich war. Kaum hatte ich Ingo zugeraunt, dass die Typen hinter uns seien, grapschten sie auch schon nach Ingos Rucksack. Instinktiv liefen wir los und sprangen in ein Taxi. Das Ganze hat alles höchstens 30 Sekunden gedauert, was aber Schreck genug. Mit Abstand kann man sagen, dass der Versuch mehr als halbherzig war, auch Waffen hatten die keine, so dass man es unter "Puh" abhaken kann. Drauf verzichten kann ich aber gerne. Das Taxi brachte uns dann zu dem anvisierten Busbahnhof, der aber gar keiner war. Eher war es die heruntergekommenste Ecke die wir bis dahin von Santo Domingo gesehen haben. Ein einzelner 16-Sitzer stand auf der Straße doch der wurde direkt mit "Boca Chica!!!"-Rufen angepriesen. Wir setzten uns sofort rein und waren froh, dass sich der Bus schnell füllte und es losging. Unterwegs wurden am Straßenrand immer wieder Leute rein und raus gelassen. Nach einer Dreiviertelstunde waren wir in Boca Chica angekommen. Hier wollten wir nun zwei Tage Urlaub machen. Nach dem ganzen Rumgereise der letzten Tage, die ja hauptsächlich im Auto, dem Flugzeug und in Bussen verbracht wurden war das auch bitter nötig.
Auch hier hatten wir ein Hotelzimmer mit Kochmöglichkeit und Kühlschrank, zwei großen Betten und einem noch größeren Balkon. Die Aussicht von da war zwar kacke, aber egal. Man blickte direkt auf zwei Baustellen... In einem Supermarkt kauften wir zunächst Bier, Rum und Cola und füllten damit den Kühlschrank. Dann gingen wir zum schmalen aber schönen Strand. Hier war ziemlicher Trouble, allerdings meist durch einheimische Touristen. Permanent bekam man irgendwas von fliegenden Händelern angeboten. Kirschen, Teigfladen, Sonnenbrillen, Handtücher Massagen und und und... Aber alles easy und nicht aufdringlich. In einem Restaurant direkt am Wasser aßen wir Fisch Dominican Style, was bedeutete, dass der Fisch unter einer geilen Gemüsesauße verschwand. Dazu gab es Pommes und einen Cuba Libre.
Wir chillten etwas auf dem Balkon und gingen am Abend noch mal auf die "Partymeile" wo wir einen Laden namens "Ulis Kneipe" fanden. Hier kamen wir mit einem Deutschen ins Gespräch der mit seiner ugandischen Ehefrau dort war. Als wir von einem Bekannten erzählten, der mal in Uganda im Knast saß, wunderten sich Beiden sehr. J
Den folgenden Morgen startete ich mit Cubalibre. Ingo stieg mit ein und auf dem Balkon rätselten wir die Hauptstädte der Welt. Die meisten bekamen wir zusammen... Gegen 13 Uhr gingen wir in einem Restaurant was essen. Es ergab sich, dass wir den Laden erst vier Stunden und neun Bier später verließen. Am Strand wurde dann weiter getrunken und der Abend endete in einem Straßencafé mit einem Bremer und einem Schweizer die seit Jahren in Boca Chica wohnen. Am nächsten Morgen fand ich im Kühlschrank eine 1-Liter Falsche rum. Keine Ahnung wie die dahin kam
Heute war wieder Fußball angesagt.
 
Dominikanische Republik v Barbados 2:0
Caribeancup 2016 Qualifier
29.04.20016 - 16:00 Uhr
Estadio Olimpico Felix Sanchez
 
Ingo hatte im Netz ein Hotel nur etwa 500 Meter vom Stadion entfernt gefunden und gebucht. Nach unserer Ankunft in Santo Domingo fuhren wir per Taxi zunächst zum Stadion, brachten in Erfahrung, dass es heute umsonst sein würde, was zum einen gut war, wenn man bedenkt, dass Haiti freche 25 Euro gekostet hatte. Auf der anderen Seite aber auch doof, würde es so auch keine Eintrittskarte geben. Bei einem Popelsspiel egal, bei nem Länderpunkt ärgerlich...
Wir gingen dann zum Hotel. Dieses lag in einer kleinen schäbigen Straße und hatte vorne ein Gitter, wie man es sich im Knast vorstellt. Hier diente es aber wohl eher dazu Eindringlinge abzuhalten als Ausbrecher. Nach einer Stunde Rumgechille gingen wir zurück zum Stadion, wo schon die Hölle los war - nicht.
Das Estadio Felix Sanchez hat rundum unüberdachte Tribünen mit 25 bis 30 Stufen. Die Haupttribüne, die dann doch ein Dach hat, war die einzige die heute geöffnet war, was auch völlig ausreichte. In dem Land in dem alle auf Baseball stehen, kommen zu einem Fußball-Länderspiel halt nur etwa 300 bis 400 Leute. Entsprechend gab es auch keinerlei Stimmung die über euphorisches Jubeln bei den beiden Toren hinaus ging.
Das Spiel war grausam. Richtig grausam. Ich würde mal behaupten, dass eine halbwegs gute Bezirksligamannschaft da locker hätte mithalten können. Die zweite Halbzeit war dann besser als die erste. Besonders die Dom Rep drehte auf und kam verdient zu den besagten beiden Toren.
Mit dem Abpfiff verließen wir das Stadion und gingen direkt zurück zum Hotel. Wie erwähnt lag dieses in einer schäbigen Seitenstraße. Da war sowas wie ein Imbisswagen, der allerdings äußerst fragwürdig aussah was das deutsche Hygineverständnis betrifft. Daneben war ein Kiosk. Zunächst setzen wir uns auf die Terrasse bis Ingo sich aufs Zimmer zurück zog. Er war schon den ganzen Tag nicht wirklich fit gewesen und hatte nun auch keine Lust mehr auf Bier am Abend. Außer Dosen aus dem Kiosk hätte es eh nix gegeben. So verzichteten wir. Später ging ich noch mal zu dem Kiosk und holte zumindest ein paar Knabbereien um dem Magen wenigstens doch noch eine kleine Aufgabe zu geben.
Das Zimmer war extrem klein und auch das Bett reichte nur um gerade ausgetreckt nebeneinander zu liegen. So wurde die Nacht einigermaßen nervig, da man sich quasi nicht frei bewegen konnte. In Anbetracht dessen, dass am nächsten Morgen die lange Heimreise anstand, kotze das schon an. Aber wenn es einfach wäre, wäre es kein Groundhopping... sagte ich schon.
Die Heimreise begann am nächsten Morgen damit, dass ich aus dem Kiosk zwei 1,5 Liter Flaschen Wasser holte um duschen zu können. Jau, richtig gelesen. Das Wasser lief nämlich nicht. Das mit dem Wasser aus der Pulle klappte besser als gedacht, so dass es frisch zum Taxistand ging. Wir fuhren die knapp drei Kilomter zum Busstand von Bavaro-Tours wofür der Fahrer 20 Dollar wollte. Nach kurzer Diskussion akzeptierte er unseren wesentlich geringeren und wesentlich realistischeren Preis. Am letzten Tag wollte uns dann doch noch einer abziehen. Fuck you! Ingo holte die Tickets und ich ein kleines Frühstück in der Bäckerei gegenüber. Dann fuhren wir mit dem Bus bis zum Airport von Punta Cana. Wir liefen nun in Richtung Strand. An einem Schrankenhäuschen war aber Endstation. Es war der Zugang zu einem großen Komplex mit mehreren Hotels. Natürlich kommt man da nur als Gast rein. So machten wir Kehrt und stiegen irgendwo in den Bus nach Bavaro. Wir kommunizierten mit einer Frau und verklickerten ihr mit Händen und Füßen, dass wir was essen wollten. Der Bus fuhr durch ziemlich heruntergekommene Gegenden und kaum als es etwas besser aussah meinte die Frau wir sollten aussteigen und pantomierte "Essen". So verließen wir den Bus. Das einzige brachbare Restaurant war ein Selbstbedienungsladen mit Buffet. Wir luden uns irgendwas auf den Teller und aßen. Per googlemaps fanden wir raus, dass wir nicht in Bavaro waren, sondern in Punta Cana. Wer diesen Ort nur mit Luxushotels und Traumstränden verbindet, sollte auch mal hierin fahren. Es wird ihm die Augen öffnen. Unsicher ist es hier übrigens (zumindest am Tag) nicht.
Der Rest ist schnell erzählt: Per Bus fuhren wir zurück zum Airport und ärgerten uns, dass unser Flug ne Stunde Verspätung hat. Nach dem Check-In tranken wir jeder noch zwei Bier für je sechs Dollar am Gate. Dann schenkte uns jemand einen Gutschein über 10 Dollar der in je ein weiteres Bier investiert wurde. Auf dem Rückflug gucke ich "Horten hört ein hu" und noch irgendeinen Film. Dann waren wir schon wieder in Oostende. Unser Auto stand noch da wo wir es abgestellt hatten, so dass es straight home ging, nur unterbrochen von einem Frituurbesuch.
 
Fazit: Länderpunkte 49 und 50 beim Fußball, sowie 37 und 38 in der Carbonara-Statistik. Dazu jede Menge Eindrücke die man nur bekommt, wenn man mal an Orte fährt die in keinem Reiseführer empfohlen werden. Schöne wie grausame.
Es war anstrengend, hat aber richtig Spaß gemacht. Eine Bombentour - trotz oder gerade wegen Brüssel. *Sarkasmuss off*  
 
 
 
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