Bayer 04 und Hopping

Kroatien, Montenegro, Bosnien 2014

Der Bericht über den Trip durch Kroatien, Montenegro und Bosnien fällt etwas kürzer aus, da mir die Erinnerung für die Details fehlt. Nicht wegen Suff, sondern weil ich ihn zu lange danach schreibe.

Los ging es jedenfalls am 18.07., einem Freitag, direkt nach der Arbeit mim Bus von Düsseldorf nach Frankfurt Hahn. Dort hieß es erst mal abgammeln bis spät abends der Flieger abhob. Pünktlich landete der Ryanair-Vogel in Zadar. Am Flughafen zu pennen hatte ich keinen Bock. Also fuhr ich mit dem Bus in die Stadt. Ich lief ein wenig durch die Gassen des recht belebten Zadar und entdeckte irgendwann ein Schild „Old-Town Hostel“. Ich ging rein und fragte nach einem  Bett. Ein Einziges war noch frei. Top! Ich checkte ein und ging dann noch auf zwei Bier in eine Bar. Danach war Pennen angesagt. Als ich am nächsten Morgen aufwachte und aus dem Fenster sah, erahnte ich bereits die Schönheit der Stadt. Das Dächermeer und das richtige Meer im Hintergrund wussten mich zu begeistern. Nach einem kleinen Frühstück aus der Bäckerei gegenüber, bestehend aus einem Hörnchen und einem Kaffee, lief ich durch die Altstadt und am Meer entlang. Echt schön hier. Kleine, enge Gassen, schöne Plätze und noch halbwegs urtümlich. Leider aber ziemlich voll mit Touris aus ganz Europa. In einem Supermarkt holte ich mir einen Hähnchenschenkel und aß diesen auf einer Mauer sitzend im Schatten. Mit einer Flasche Bier setzte ich mich dann in den Aufenthaltsraum meiner Herberge. Dabei kam ich mit Brian und Danny aus der Nähe von Seattle ins Gespräch. Die beiden waren auf einem Europatrip in Zadar gelandet. Wir verabredeten uns für in einer Stunde. Zu dritt gingen wir nun in ein Strandbad etwas außerhalb der Stadt. Hier gab es eine Bar wo wir und erst ein mal ein 0,5er Bierchen gönnten. Dann gingen wir etwas schwimmen. Das war zwar erfrischend, aber Salzwasser ist echt nicht meins. Nach dem Schwimmen tranken wir dort noch zwei Bier. Anschließend gingen wir in der Stadt was essen und dann in einen Supermarkt Bier für den Abend holen. Diesen Abend legten wir und ins Gras  nahe dem Meer und genossen das Leben. Zum Abschluss setzten wir uns noch auf den Pier direkt am Wasser. Die Atmosphäre da war echt geil. Jede Menge junge Leute die Ball spielten, Bier und/oder Wein tranken, picknickten und einfach den lieben Gott, Gott sein ließen.
Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Bus nach Split. Draußen war es brachial heiß. Dankenswerter Weise war der Bus klimatisiert. Ich hatte  zwei Bier über die ich nun trank.
Per SMS hatte mir Mario erklärt wo er und sein Kumpel Marian Quartier bezogen hatten. Gott sei Dank liefen die Beiden mir dann aber über den Weg, so dass ich nicht suchen musste. Gefunden hätte ich das nämlich niemals. Wir ruhten uns ein bisschen auf dem Zimmer, welches sich in einer Privatwohnung befand, aus und genossen dabei die Klimaanlage. Draußen war es nämlich brachial heiß. Hatte ich das erwähnt?
Aber auch ein Problem stand noch im Raum: den Bus nach Niksic (Montenegro), den Mario im Internet gefunden hatte, gab es nicht. Das war die Info der Info am Busbahnhof. Mario und Marian gingen in ein Internetcafe um Alternativen zu recherchieren. Ich erledigte in der Zwischenzeit irgendwas anderes. Als wir uns wieder trafen, hatten die beiden die Lösung gefunden. Eher: sie waren dazu gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde. Als sich Mario im Internetcafe lautstark aufgeregt hatte, dass der verdammt Bus nicht fährt, wurde er plötzlich angesprochen: „Wollt ihr auch nach Niksic?“ Die Stimme gehörte Jan. Jan war mit Toni da. Die beiden waren auch auf einer Tour durch den Balkan. Krasser Zufall, dass die vier sich genau im selben Moment im selben Internetcafe in Split überlegten, wie sie nach Niksic kommen. Sie einigten sich auf einen Mietwagen ab Tivat. Dahin zu kommen würde schon irgendwie klappen, sollte aber schwerer werden als gedacht. Doch der Reihe nach.
Erst mal trennten sich unsere Wege wieder. Jan und Toni ins Hotel, wir auf unser Zimmer.
 
Nach erneutem Ausruhen und Erholen von der brachialen Hitze (die hatte ich glaube ich bereits erwähnt) brachen wir auf zu…
 
Hajduk Split v Istra 1961 1:1
Kroatien – 1. Liga – 1. Spieltag
20.07.2014 – 21:00 Uhr
Stadion Poljud
 
Fast eine dreiviertel Stunde brauchten wir bis wir unsere Tickets hatten. Damit hatten wir nicht gerechnet. So kamen wir leider etwa erst in der zweiten oder dritten Spielminute ins Stadion rein. Dieses hat rundum Sitzreihen, auf der Haupt- und Gegenseite mehr als in den Kurven. Auch sind Haupt- und Gegenseite überdacht. Hinter den Toren gibt es kein Dach. Stehplätze sucht man vergebens. Das Spiel war ziemlich mies. Hajduk ging in der 20. Minute in Führung, kassierte aber noch vor der Pause den Ausgleich, der auch am Ende Bestand hatte. Stimmungstechnisch war ich auch etwas enttäuscht. Von den Gästen habe ich nicht viel erwartet. Sie waren dann auch nur mit etwa 15 Leuten da und machten nix. Von der Torcida hatte ich aber mehr erhofft. Es war zwar ständig was los, aber wirklich laut war es selten. Auch der Einsatz von Pyro hielt sich in Grenzen. Schade, das Stadion kann man besser machen. Aber man kann es sich nicht immer aussuchen. Das Highlight der Tour würde ja am Ende fallen: HNK Rijeka v Hajduk Split.
Als der Kick erledigt war, marschierten wir zurück Richtung Innenstadt. Diese soll ja eine der schönsten Europas sein. Leider war es inzwischen dunkel, so dass wir davon nicht viel sahen. Wir trafen aber Jan und Toni wieder. In einem Supermarkt holten wir uns ein paar Dosen Bier und setzen uns damit an die traumhafte Hafenpromenade. Etwa fünf Meter vom Wasser entfern stehen sich hier Sitzbänke gegenüber, nur getrennt durch einen Gehweg. So hatten wir einen chilligen Platz gefunden um noch einige Zeit zu quatschen. Es dürfte so ein Uhr gewesen sein als wir und in unsere Bleibe verzogen. Toni und Jan entschieden sich für die Hardcore-Version und pennten irgendwo unter freiem Himmel.
 
Am nächsten Morgen fuhren Mario, Marian und ich mim Bus nach Zadar zurück. In einem Restaurant wurde was gegessen, dann liefen wir durch die Stadt, die ich ja schon kannte. Dabei trafen wir auch Toni und Jan wieder, die per Anhalter nach Zadar gekommen waren. Anschließend ging es per Pedes zum Stadion, dass von der Altstadt etwa 20 Minuten Fußweg entfernt liegt. Andreas Schalke hatte ein Hotel in der Nähe, wo wir unser Gepäck parken konnten.
 
 
NK Zadar - HNK Split 1:2
Kroatien – 1. Liga – 1. Spieltag
21.07.2014 – 20:00 Uhr
Stadion Stanovi
 
Das Stadion ist ziemlich mies, zumindest für ein Erstligastadion. Eine Längstseite ist gar nicht bebaut, die anderen drei Seiten mit lediglich etwa zehn Stufen Sitzreihen. Überdachungen gibt es nicht. Das einzig positive ist, dass hinter der „Haupttribüne“, eine Art Kneipe mit einem kleinen Biergarten ist. Hier saßen wir  dann zunächst und tranken zwei, drei Bierchen. Kollege Wördehoff kam noch nicht.
Das Spiel verfolgten wir von der Haupttribüne aus. Und es war mies. Höchstens Regionalliga-Niveau. Zadar ging 1 zu 0 in Führung und hielt dieses Resultat trotz Unterlegenheit. zumindest bis zur Halbzeit. Denn in der zweiten Halbzeit drehte der „zweite Club“ aus Split das Spiel und ging in Führung. Zadar verschoss kurz vor dem Ende noch einen Elfmeter und verlor so mit 1 zu  2. Support gab es quasi keinen. Weder von Heimseite noch von den Gästen, die mit einer Busladung anwesend waren. Lediglich nach den Toren gab es kurze Gesänge.
Während dem Spiel scherzten wie etwas mit ein paar Kindern in der Reihe vor uns rum. Diese kamen seltsamerweise aus Arizona, USA. Was die da machten? Keine Ahnung!
Nach dem Spiel gingen wir erst mal unser Gepäck beim Schalker abholen und dann wieder zum Busbahnhof. Spätestens jetzt sollten wir merken, dass wir in einer Gegend Europas sind, wo alles etwas anders läuft. Die Nachtbus-Fahrt nach Dubrovnik wurde halbwegs abenteuerlich. Es fing damit an, dass die Toilette an Board nicht in Betrieb war. Biertrinken sparte ich mir daher. Toll wurde es dann, als es plötzlich von der Decke tropfte. Das Regenwasser gelang über die Klimaanlage ins Businnere und ergoss sich nun auf unsere Köpfe. Erst leicht, dann immer heftiger. Irgendwann schließlich so stark, das wir mit Hilfe der Gardinen eine Art Regenrinne basteln mussten, um das Wasser in einen Eimer auf dem Vordersitz um zuleiten. Wirklich schlafen konnte man so natürlich nicht, hatte man doch ständig die Befürchtung, dass man geduscht wird. Natürlich fuhr der Bus auch noch ne Verspätung von 1,5 Stunden raus, so dass wir er, erst gegen 8:00 Uhr ziemlich gerädert in Dubrovnik ankamen. Erwähnenswert lediglich die wunderschöne Küste Kroatiens und des kurzen Stücks Bosnien. Seit um sechs Uhr die Sonne langsam aufgegangen war konnte man diese halbwegs genießen.
Der Plan war nun per Bus und/oder Taxi nach Tivat zu kommen. Das Problem war aber, dass wir zu fünft waren. Zwei Taxen wären viel zu teuer geworden. Und ein Großraumtaxi bekamen die Taximokel nicht organisiert. Wir entschlossen uns dann, mit dem Linienbus zum Flughafen von Dubrovnik zu fahren. Dort erhofften wir uns mehr Möglichkeiten. Doch auch da dasselbe Spiel: Nur mit zwei Autos, man könne schließlich nicht zu sechst in einem Auto über die Grenze fahren. Verstehe ich ja. Aber zwei Taxen waren nach wie vor zu teuer. Busse aus Montenegro weigerten sich uns mitzunehmen, obwohl noch Platz war. Wir hätten vorab buchen müssen. Spontan ginge das nicht! Sinnlos! Nach endlosen Diskussionen erklärte sich ein Fahrer bereit uns mit seinem Privatauto bis kurz vor die Grenze zu fahren. Wir müssten dann halt zu Fuß rüber. Also gut! Besser als nichts. Wir quetschten uns also in den alten Mercedes und los ging es. Nach wenigen Kilometern blitzte es. Sofort bog der Fahrer links ab um auf der Hauptstraße nicht den Cops in die Hände zu fallen. Wir waren ja schließlich eine Person zu viel im Wagen. Nun ging es zwanzig Minuten durch das Südkroatische Nirgendwo. Wir scherzten schon rum, dass uns gleich eine Gruppenvergewaltigung drohe. Das war schon abenteuerlich. Aber so soll es beim Hoppen ja auch sein. Kurz vor der Grenze schmiss uns der arme Kerl raus. Das Geld was er von uns bekam, wird er gleich den Bullen überweisen dürfen. Dumm gelaufen!
Nun ging es in einem Fußmarsch von schätzungsweise zwei, drei Kilometern über die Grenze. Die Einreise verlief problemlos. Kurzer Blick in den Reisepass, Stempel, fertig. Direkt hinter der Grenze wartete ein Kleinbus mit dem Ziel Herceg-Novi, der ersten größeren Stadt hinter der Grenze in Montenegro.
Von hier brachte uns nach einem kurzen Aufenthalt ein weiterer Bus nach Tivat zum Flughafen wo unser Mietwagen auf uns wartete. Die Busfahrt verlief über eine der vielen Buchten und wurde daher mit einer Fähre bewältigt. Eine gewisse Romantik kann man dem Ganzen nicht absprechen.
Der Mietwagen war schnell organisiert und bald begann eine der, nein die krasseste Autofahrt meines Lebens. Sie fing an mit einem kurzen Stopp bei einem Supermarkt wo wir Verpflegung einkauften und zwei CDs, die augenscheinlich lustige Musik versprachen. Die eine CD war kacke, die andere aber so kacke, dass sie schon wieder gut war. Der Interpret hier Oskar Erotika und war scheinbar so was wie die montenegrinische Version der Kassierer. Natürlich haben wir kein Wort verstanden, hatten aber den Eindruck, dass es pausenlos um Sex und die verschiedenen Praktiken dieser Freizeitbeschäftigung ging. Die CD lief rauf und runter und war so unser akustischer Begleiter auf den knapp 100 Kilometern nach Niksic.
Zunächst ging es in die Berge, die Montenegro seinen Namen geben. Allerdings wirkten die nicht so schwarz wie es der Name vermuten lässt. Die Aussicht war stellenweise ein absoluter Traum. Von oben einen Blick auf die Buchten und kleinen Städte zu werfen war     absolut geil. Bezahlen dafür musste man mit der Angst abzustürzen. Es ging schon ordentlich steil runter, und das direkt neben der Straße, nur „gesichert“  durch ein paar größere Steine. Doch Jan manövrierte uns sicher durch die Serpentinen. Auch als uns auf ein Mal ein dicker LKW entgegen kam. Als wir die Bergstraßen hinter uns hatten folgte eine Landstraße die Ihrem Namen gerecht wird. Wir waren eine knappe Stunde auf dieser Straße unterwegs ohne, dass uns auch nur ein einziges Auto entgegen kam. Ohne Übertreibung! Nicht ein Auto! Hin und wieder lagen Häuser abseits der Straße, die aber verlassen aussahen. Menschen sichteten wir auch keine. Wir wähnten uns schon in der Mitte des absoluten Nichts, da wurden die Häuser zahlreicher und die Bäume lichter. Völlig unerwartet tauchten am Straßenrand Wesen mit zwei Beinen, aufrecht gehend auf. Wir fragten uns, ob die schon mitbekommen hatten das sie seit acht Jahren in einem von Serbien unabhängigen Staat leben…. Es dauerte nun nicht mehr lange und vor uns lag Niksic. Niksic ist mit knapp 58.000 die zweitgrößte Stadt des Landes und bietet lt. Wikipedia eine Universität, die Saborna Kirche und ist zu dem die Heimat des Niksicko pivo. Letzteres dürfte dann auch die wichtigste Info über diese Stadt sein.
Als wir in die Stadt rein fuhren machte die einen relativ heruntergekommenen Eindruck. Wir parkten die Karre am Stadion und holten uns Tickets zum Preis von etwa 2 Euro für die Haupttribüne. Weil es rund um das Stadion nix zu sehen gab gingen wir auch gleich rein.
 
FK Sutjeska Niksic v Sheriff Tiraspol 0:3
CL – Qualli
22.07.14 – 19:00 Uhr
Stadion Kras Bistrice
 
Das Stadion ist ein schäbbiges Teil, vermutlich aus den 80ern. Auf der Haupttribüne sind nur die oberen Reihen überdacht, so dass dort auch die wenigen VIPs saßen. Die unteren Reihen waren vom Wetter gezeichnet und recht versifft. Beim Fotos machen traf ich S04-Marc aus Berlin mit Freundin. Wir quatschten kurz ein paar Worte. Dabei erzählte er mir vom Spiel Sikroki Brijek v Mlada Boleslav. Brijeg liegt außerhalb von Mostar und Mostar ja bekanntlich in Bosnien Herzigovina. Der zweite neue LP, den ich eigentlich schon abgeschrieben hatte, rückte so wieder in greifbare Nähe. Was ich letztlich machen würde, wollte ich aber abwarten. Unserer Fünfergruppe ließ sich kurz vor Anpfiff direkt gegenüber dem Fanblock nieder, so dass wir beste Sicht auf den Support der örtlichen Ultras hatten. Der war besser als erwartet, da in etwa 300 motivierte Leute eigentlich ständig laut waren und sangen und zu beginn sogar mit einer Choreo begeistern konnten. Aus Moldawien war nur ein einziger erkennbarer Fan angereist. Möglicherweise war der aber auch irgendein Mitarbeiter des Vereins. Denn die Jacke die er trug, wirkte irgendwie „offiziel“. Seine Mannschaft aber dominierte von Anfang an das Spiel und kam früh zum 0:1. Nachdem Sheriff bereits das Hinspiel mit 2:0 gewonnen hatte, war die Sache in der Summe damit leider frühzeitig durch. Doch Sheriff begnügte sich damit nicht und legte noch zwei Mal nach. In der Halbzeitpause waren übrigens viele der Zuschauer in den nahe gelegenen Supermarkt gestürmt um sich mit Getränken zu versorgen. Verpflegung gab es im Ground nämlich gar keine. Noch nicht mal Toiletten hatten die auf. Auf Nachfrage wo denn welche seien, schickte man Mario und mich einfach um die Mauer Richtung Nebelplatz und dem dortigen Gebüsch. Naja, für beschniedelwutzte Menschen reicht es ja. Aber Frauen gucken doof...
Nach dem Spiel fuhren wir noch mal kurz in die Stadt um was zu Essen. Wir liefen die Fußgängerzone einmal rauf und runter, fanden aber nix brauchbares. Der erste, schäbigge Eindruck der Stadt konnte etwas relativiert werden, weil die Fußgängerzone halbwegs gepflegt war. Auffällig, dass viele junge Menschen unterwegs waren, obwohl es ja unter der Woche war. Aber Niksic ist ja auch ne Universitätsstadt.
Richtung Podgorica wählten wir nun eine andere Route, eine über eine Schnellstraße. Wir entdeckten ein Schild, das auf ein landestypisches Restaurant hinwies. Entsprechend dem Pfeil bogen wir ab und fanden nahe der Schnellstraße ein anderes, sehr nettes Lokal. Weil, wenn man eh nix kennt, das eine so gut wie das andere ist, stoppten wir und kehrten ein. Der Wirt sprach sogar gebrochen Deutsch. Das freute ihn mehr als uns. Nicht, dass wir uns ärgerten, aber es nahm schon etwas vom Abenteuer „essen in der Wildnis von Montenegro“...
Je fünf Mal Cevapcici mit Pommes und Pivo wurden geordert und nach dem Verzehr für gut und reichlich befunden. Gut gesättigt ging es dann nach Podgorica. Hier hatten Toni und Jan bei einem Typ Couchsurfing organisiert. Aber natürlich nur für sich. Der Typ wartete in einem Café wo gerade ein Konzert stattfand. Weil er diesem unbedingt lauschen wollte, weigerte er sich kurz mal raus zu kommen um sich abzusprechen. Mit Mühe, Not und anbrüllen gelang es Toni aus dem Typen herauszuquetschen, dass wir auch alle fünf bei einem Kumpel in der Bude pennen könnten, dort aber dann mit ihm hin müssten. Das wiederum bedeutete, wir müssten ihm den Taxi zahlen und zusätzlich auch noch die Wohnung.  Nachdem wir uns in einer gegenüber liegenden Kneipe bei Pivo beraten hatten, entschieden wir uns dagegen. Der Typ schien irgendwie eh ne Macke zu haben. So gingen wir zurück zum Auto und fuhren weiter. Etwas außerhalb der Stadt war ein Schild „Hostel“ angebracht. In der Hoffnung, nach zwei oder drei fehlgeschlagenen Versuchen in verschiedenen Hotels, endlich was Anständiges zu finden fuhren wir dorthin. Und siehe da: Ein Sechserzimmer war noch frei. Und das auch noch zu einem humanen Preis, der mir aber entfallen ist. Nach einer Dusche gingen alle sehr bald in die Heia. Wir waren aber auch platt.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und bemerkte ne fette Blase am Fuß. Toller Mist. Aber gut, an meinen Beinen hatte ich schon schlimmeres. Ich organisierte mir ein Pflaster und damit war die Sache dann auch erledigt. Nach dem spartanischen Frühstück fuhren wir zurück nach Tivat. Ich hatte mich zwischenzeitlich entschieden das Dingen in Brijeg zu machen. Daher fuhren mich die Vier zum Busbahnhof von Tivat, von wo ein Bus nach  Herceg-Novi fahren sollte. Zuvor entdeckte ich direkt gegenüber dem Busbahnhof eine Pizzeria. Ihr könnt euch denken was ich da gegessen habe. Länderpunkt 21 war damit einverleibt. Am Busbahnhof setzte ich mich nun in den Schatten, da mein Bus erst inner Stunde kam. Statt wie der Bus nach Tivat per Fähre durch die Buchten fuhr meiner nun über Land daran vorbei. Das dauerte zwar länger, war aber mal was anderes. In  Herceg-Novi fragte ich nach dem Bus nach Mostar. „Der kommt in zehn Minuten!“. Schön! „Kann ich mit Karte zahlen?“ „No!“ „Wo ist der nächste Geldautomat?“ „Unten in der Stadt!“  Fuck, das wird knapp. Ich rannte mehr oder weniger die Treppen bzw. steilen Wege runter in die Stadt und fand auch bald ´nen Geldautomaten. Geld geholt und wieder hoch! Eine Minute vor Abfahrt war ich wieder da. Der Bus aber natürlich nicht. Der kam mit 45 Minuten Verspätung. Alle Hetze umsonst, egal!
Der Bus fuhr los und ich verdaddelte die Zeit lesender Weise bis es irgendwo, bereits in Bosnien, dunkel wurde. In einem Kaff namens XXX mussten wir umsteigen. Das wusste ich aber nur, weil ein mitreisender Norweger den Busfahrer gefragt hatte, und diesen Fakt an mich weitergeleitet hatte. Die Einheimischen hatten nämlich klar gesagt, dass der Bus nach Mostar weiterfahren würde. Glück gehabt. Weiß der Geier, was passiert wäre, hätte ich den richtigen Bus verpasst. In dem Bus der dann tatsächlich nach Mostar fuhr kam ich mit dem Norweger und Kristy, einer Holländerin, ins Gespräch. Weil Kristy zufällig das gleiche Hostel  gebucht hatte wie ich, gingen wir zusammen dorthin. Dieses Hostel war zwar sauber und ordentlich, die Herbergsmutter aber etwas zu penibel für meinen Geschmack. So mussten wir am Eingang unsere Schuhe gegen Schluffen tauschen, mussten nach zehn total leise sein und durften in der Jugendherberge kein Bier trinken. Nicht, dass das alles sehr schlimm ist, aber Hostels wo das entspannter gesehen wird, sind mir dann doch lieber. Kristy und ich gingen noch in die Stadt um zwei drei Bier zu trinken. In einer Bar kamen wir mit drei Australiern ins Gespräch. Diese redeten von einer Brücke von der aus man in den Fluss springen könne. Das sei in Mostar sein hunderten von Jahren Tradition... Die Brücke ist knapp 24 Meter hoch, der Fluss sechs Meter tief und neun Grad kalt. Wer da runter springt muss also ziemlich beknackt sein. Kristy kündigte an es zu tun. Zunächst nahm ich sie nicht ernst. Aber sie blieb dabei und sagte, dass stünde morgen auf dem Programm. Dass vor ein paar Tagen ein Kerl darunter gesprungen ist, und nun mit Verdacht auf Querschnittslähmung im Krankenhaus liegt schockte sie eben so wenig wie die Geschichte von einem anderen Kerl, der sprang und erst zwanzig Kilometer weiter aufgetaucht war (im wahrsten Sinne des Wortes). Tot, natürlich!
Am nächsten Morgen schlief ich aus und lief  zum Busbahnhof. Dort erfuhr ich, dass der Bus nach Brijeg am Busbahnhof Ost (???), auf der anderen Seite der Stadt abfährt.   Nun schlenderte ich durch die Stadt. Die Altstadt ist ziemlich schön, ziemlich eng und ziemlich überlaufen. Sicherlich ein Topzuel, wenn es nicht gerade im Hochsommer ist.
An der Brücke traf ich dann Kristy wieder. Sie wartete auf einen Guide, der sie in die Kunst des Brückenspringes einweisen würde. Unfassbar, die macht das echt. Während wir warteten gingen immer wieder professionelle Brückenspringer auf dem Geländer der Brücke spazieren und sammelten Geld der Touristen ein, solange bis etwa 30 bis 40 Euro zusammen gekommen waren. Dann sprang einer unter tosendem Beifall in den Fluss.
Irgendwann kam einer der Springer und holte Kristy ab. Der Guide, Kristy, ein schottischer Tourist und ich gingen nun zu einer Übungsplattform, die „nur“ zehn Meter hoch war.
Hier übten Archie (der Schotte) und Kristy wie sie springen müssen: An die Kante stellen, den Blick starr geradeaus, die Hände an die Hüfte legen und dann einfach einen Schritt nach vorne machen. Als Mann sollte man dringend, kurz vor dem Eintauchen, die Hände schützend in den Schritt legen. Aus nahe liegenden Gründen. Die beiden machten jeweils drei oder vier Probesprünge, dann waren sie bereit. Wie gingen zurück zur Brücke. Während ich mich positionierte um die beiden Sprünge zu filmen, verschwanden Kristy und Archie in einer Art Büro. Nach einiger Zeit kamen sie raus, duschen sich kurz mit kaltem Wasser ab und waren nun kurz davor es zu wagen. Archie überkletterte das Geländer, stellte sich kurz hin und machte den Schritt nach vorne. Als er wieder auftauschte und sicher zum Ufer sprang brandete Applaus auf. Anerkennung und Neid, dass man es sich nicht selber traut hielten sich bei mir und den anderen Zuschauern die Waage. Kurze Zeit später klettere auch Kristy auf die Brüstung. Sie zögerte und schien sich zu konzentrieren, als ich schon dachte, dass sie sich nicht traut machte auch sie den Schritt nach vorne und stürzte in den Fluss. Auch sie erhielt den verdienten Applaus der Zuschauer. Aber schon als sie ans Ufer schwamm sah man, dass etwas nicht rund war… Wenige Minuten später traf ich die beiden Mutigen wieder. Archie ging es blendend, Kristy hatte Schmerzen im linken Bein. Sie sagte, dieses sei beim Eintauchen leicht nach außen weggeknickt, es ginge aber und sei nicht so schlimm. Wir drei, und Archies Freundin gingen nun in eine Bar unterhalb, und mit bestem Blick auf die Brücke und stießen dort auf die beiden mit Bier an. Später erschien zufällig auch noch der Norweger aus dem Bus und setzte sich zu uns. So saßen wir ein, zwei Stunden beisammen bis sich unsere Wege trennten. Kristy und ich suchten nun was zu essen. Auf was ich dabei achtete dürfte klar sein. Wir fanden tatsächlich einen Italiener, allerdings ohne mein Leibgericht auf der Karte. Aber weil der recht ordentlich aussah, traute ich dem Koch genug Flexibilität zu. Ich fragte eine Kellnerin und sie bestätigte mir Carbonara seien kein Problem. Auch Kristy musste über meinen Carbonara-Spleen schmunzeln, fand ihn aber irgendwie auch cool. Wir setzten uns in den schönen Innenhof und bestellten kalte Getränke. Die Hitze war mal wieder unfassbar. Das Essen kam kurze Zeit später und schmeckte sehr gut. Länderpunkt 22 war eingetütet. Der Kellner bemerkte, dass Kristy humpelte. Sie erzählte ihm warum. Er sagte, sie solle sich setzten und kramte einen Verbandskasten unter dem Tresen hervor. Er erzählte, er habe einige Jahre in einem Krankenhaus gearbeitet und verband ihr das Knie… Guter Service in dem Restaurant.
Nun trennten sich auch unsere Wege. Das Restaurant bestellte mir noch einen Taxi, da ich den Busbahnhof Ost, nach deren Meinung nicht finden würde. Und damit hatten sie auch Recht, lag dieser doch sonst wo, versteckt zwischen irgendwelchen Buisnessbauten. Ich hatte hier noch Zeit für ein kleines Bier bis der Bus kam. Die Fahrt dauerte knapp 30 Minuten und schon war ich im beschaulichen Brijeg.
Neben dem Busbahnhof war das scheinbar beste Hotel der Stadt. Ich fragte nach einem Einzelzimmer, welches auch frei aber viel zu teuer war. Die freundliche Rezeptionistin telefonierte aber ein wenig rum und fand ein Privatzimmer für knapp 15 Euro. Das ist doch fein, so dass ich zusagte. Der Besitzer der Unterkunft holte mich zehn Minuten später ab und karrte mich zu sich nach Hause. Dort bekam ich ein sehr ordentliches Zimmer mit bequemem Bett, Tisch, Stuhl und Kleiderschrank. Das Bad war zwar separat, aber da ich der einzige Gast war, war das auch egal. Das Beste aber war, dass das Haus nur knapp fünf Gehminuten vom Stadion entfernt war. Bis zum Spiel war es noch reichlich Zeit. Ich ruhte mich ne dreiviertel Stunde aus und ging dann Richtung Stadt um mich mit Marc und seiner Freundin zu treffen. Wie der Zufall es wollte kamen die Beiden mir schon nach wenigen Metern auf der Straße entgegen. Zusammen suchten wir nun eine Lokalität zum Speisen und trinken. Fündig wurden wir im örtlichen Freibad. Hier gab es einen netten Biergarten und gutes und günstiges Essen. So fanden Pivo und Cevappceci mit Fritten die Wege in unsere Mägen. Ne gute Stunde vor Kick-Off ging draußen ein etwa 100 Mann/Frau starker Mob singender und Fahnen schwenkender Fußballfans vorbei. Vielleicht geht da ja was, gleich im Stadion. Als wir fertig gespeist hatten brachen wir auf und waren so gegen 20:10 Uhr am/im Stadion. Einlass gab es für 10 Kuna.
 
NK Siroki Brijeg v FK Mlada Boleslav 0:4
Euroleague Qualifikation – 2. Runde
24.07.2014 – 20:30 Uhr
Stadion Pecara
 
Auch dieses Spiel sollte leider nicht spannend werden. Boleslav gewann verdient und souverän mit 0:4. Die Stimmung der heimischen Fans war aber top. Etwa 250 bis 350 Leute sorgten im Block neben uns 90 Minuten lang für eine tolle Atmosphäre. Von etwa 12jährigen Jungs bis 70jährigen Opas war alles dabei. Richtig cool. Kreativ. Laut und leidenschaftlich. So muss es sein und so bedankte sich auch die Mannschaft nachher artig bei den Fans. Auch aus Tschechien waren einige Leute angereist. Ich glaube es waren neun oder zehn. Bei einem war ich mir nicht sicher ob es ein Ordner oder ein Fan war. Wie auch immer. Auch die paar wenigen machten hin und wieder auf sich aufmerksam, konnten aber natürlich nie wirklich laut werden. Wie in Niksic stürmte in der Halbzeitpause das halbe Stadion raus in die Kneipen, bzw. zu den Bierständen vor dem Stadion und holten dort Bier um es mit ins Stadion zu nehmen. So taten es auch Marc und ich. Alkoholverbot bei UEFA-Spielen? Leck mich, UEFA! Das Stadion Pecara ist wenig spektakulär, hat aber immerhin auf drei Seiten hellblaue Sitzschalen in bis zu circa 15 Reihen. Nur die Haupttribüne hebt sich etwas ab, dadurch dass sie in der Mitte überdacht ist. Aber so wollen wir das ja. Komfort haben wir bei uns ja genug. Nach dem Spiel hauten Marc und Freundin direkt ab und fuhren wieder Richtung Kroatien. Bevor ich in meine Heimat für eine Nacht ging ließ ich den Abend in zwei verschiedenen Bars ausklingen. Auch hier waren diese von vielen jungen Leuten bevölkert.
Gut ausgeschlafen erwachte ich am morgen, als das erste Licht des Tages durch die Vorhänge in mein Zimmer kroch. Ich duschte ausgiebig. Danach packte ich meine Sachen und ging in die Stadt Richtung Busbahnhof. Unterwegs stoppte ich jedoch im Restaurant meines „Vermieters“, denn hier gab es Frühstück: Ein Omelett mit Brot und Kaffee. Nicht allzu umfangreich aber okay für einen wenig Esser wie mich. Ich verzichtete nun auf ausgiebiges Sightseeing in Brijeg. Allerdings gab es auch nicht viel zu gucken. Lediglich eine Burg weiß hier wohl zu gefallen. Diese ist allerdings einigermaßen weit außerhalb und zudem auf einem kleinen Berg. Das war mir zu anstrengend. Immerhin konnte ich die Burg von weitem fotografieren.
Ich setzte mich in eine schäbige Bar neben dem Busbahnhof und wartete bei einem Bierchen auf meinen Bus der sehr bald kam und mich zurück nach Mostar brachte. Weil mein Bus erst am späten Nachmittag nach Sarajevo fahren würde, hatte ich noch etwas Zeit durch die Stadt zu laufen. So bekam ich noch einen schönen Park zu sehen, in dem eine Bruce Lee Statur steht. Ja, genau. Eine Statur von dem Karate-Typen. Warum der? Nach dem Krieg sollte eine Statur in den Park die den Frieden und Brüderlichkeit repräsentiert. Kroaten und Bosnier der Stadt konnten sich aber nicht auf jemanden einigen der aus einem der beiden Völker kommt. Also nahmen sie jemand völlig anders. Warum dann ausgerechnet Bruce Lee, weiß ich auch nicht. Die angeblich wichtigste Kathedrale der Stadt kann man getrost vergessen. Diese ist nämlich ein Neubau, vermutlich aus den 90ern und potthässlich. Verschlossen war sie auch noch, so dass ich nicht mal reingucken konnte. Immerhin war hier ein Brunnen mit eiskaltem Wasser, das  mich kurzzeitig erfrischte.
Ein wenig später, wieder auf der Brücke, kam ich mit einem Ami ins Gespräch. Mit ihm und seinen Kumpels ging ich was essen. Sie erzählten dabei, dass sie mit einem Auto in London gestartet seien und nun auf dem Weg nach Ulan-Bator in der Mongolei seien. Wohlgemerkt alles mit dem Auto! Das ganze war eine Art Ralley für den guten Zweck. Inzwischen (wir haben schon November) waren sie wohlbehalten angekommen. Immer wieder geil, was man auf solchen Touren für Menschen trifft…
Am Busbahnhof traf ich dann Kristy wieder. Mit Krückstock! Ihre Verletzung war scheinbar schlimmer als bisher gedacht. Die Fahrt nach Sarajevo verlief ohne besondere Zwischenfälle. In Sarajevo brachte uns ein Taxi zur Jugendherberge die Kristy gebucht hatte. Diese war oberhalb der Altstadt auf einem Hügel mit tollem Blick auf die Stadt und die Berge… Um sie zu Fuß zu erreichen allerdings ziemlich anstrengend, die Location.
Mit einem Ami, den wir in dem Hostel kennen gelernt hatten gingen wir nun in der Altstadt was essen und trinken. Die Altstadt von Sarajevo ist ziemlich voll von allerlei Volk. Jung und alt. In einem Steakhaus fanden wir einen kleinen Tisch. Später ging Krity nach Hause, der Ami und ich noch ein Bier trinken. In dem Zusammenhang sei erwähnt, dass Kristy darauf bestanden hatte alleine nach Hause zu gehen. Nicht viel später waren wir ihr dann aber auch gefolgt.
Der nächste Tag sollte ein denkwürdiger werden. Im Internet hatte ich einen Nachtbus von Sarajevo nach Rijeka für heute Abend um 18:00 Uhr gefunden. Ich wollte nun zum Busbahnhof, um mir diesen bestätigen zu lassen, bzw. um ihn zu buchen. Ich stieg in die Straßenbahn ein, bezahlte beim Fahrer mein Ticket. Mein Portmonee packte ich dabei in meinen Beutel den ich um den Hals hängen hatte. Ich wollte gerade das Ticket abstempeln, als mich ein freundlicher Herr anlächelte, mir mein Ticket abnahm und es in die Stempelmaschine steckte. Es machte pling und er gab mir mein Ticket zurück. Ich setzte mich hin, sah in meinen Beutel und sah vieles aber kein Portmonee. Das ganze hatte vom Einsteigen bis zum Hinsetzten 20 bis 30 Sekunden gedauert. Zeit genug für den lächelnden Wichser und vermutlich einen Komplizen mir mein Portmonee zu klauen. Mit allem drin: Etwa 80 Euro Bargeld, Kreditkarte, Personalausweis und den Eintrittskarten der Spiele. Ich sah den Typ noch draußen weggehen, da fuhr die Bahn schon los… Verdammte Scheiße. Typisch Sozi werden jetzt einige denken. Aber in dem Fall nicht! Diese Wichser sind so raffiniert, dass sie Situationen blitzschnell erkenne und sie ausnutzen. Das einzige was ich mir vorwerfe ist, dass ich alle wichtigen Sachen in einem Portmonee hatte. Na ja, nicht alle. Wenigstens mein Reispass war im Rucksack, so dass ich den noch hatte. Wenigstens um ein Reisedokument musste ich mich erst mal nicht kümmern. Weil ich nicht so recht wusste wohin ich sollte, ging ich erst mal zurück in das Hostel. Die beiden Mitarbeiter des Hostels waren ziemlich schockiert und schämten sich fast. Wussten aber um das Problem mit Taschendieben. Einer der Beiden, Emir, wollte mir helfen und versprach, mit mir in die Stadt zugehen um dort in einer Bank Geld per Western Union zu organisieren. Meine Eltern hatte ich inzwischen informiert, so dass sie von Deutschland aus die Karten hatten sperren lassen.
Das genaue Prozedere habe ich nicht mehr im Kopf, jedenfalls konnte ich nach einigem hin und her Gerenne in einer Bankfiliale die 300 Euro abholen die mein Vater mir „überwiesen“ hatte. Zu allem Überfluss hatte jemand Emirs Fahrrad gestohlen, als wir in der Bank waren. Scheißtag bis hier hin. Aber da ich nun zumindest wieder Bargeld hatte, wollte ich optimistisch sein. In einem Reisebüro wollte ich nun wegen dem Bus fragen. Nächste Hiobsbotschaft! Den Nachtbus gibt es nicht. Es gibt nur einen der am nächsten Morgen früh um sieben fahren würde. Ich erkundigte mich nach Alternativen per Flugzeug oder Zug. Aber da gab es keine sinnvollen. Also buchte ich den Bus. Ich stieß einige Stoßgebete gen Himmel, dass dieser auch pünktlich ist. Denn die Ankunft war für zwei Stunden vor Kick Off von Rijeka v Hajduk Split angegeben. Wenn alles klappt kein Problem. Bei Verspätung würde es stressig. Schließlich hatte ich in Rijeka noch keine Unterkunft und wusste nicht wie ich zum Stadion komme.
Nun wollte ich, der Form halber, Anzeige erstatten. In einem Cafe saßen drei Polizisten, welche ich nach dem Weg zur nächsten Polizeistation fragte, weil ich beklaut wurde. Einer der Polizisten sagte: „Setz dich!“ Ich setzte mich! Da holt einer der Polizisten ein Portmonee hervor und fragt ob dies meins sein. Ich konnte es nicht fassen. Das war tatsächlich meins. Und es war noch alles drin. Außer dem Bargeld natürlich. Und außer den Eintrittskarten. Verdammt! Scheiß auf das Geld! Die verlorenen Karten ärgerten mich mehr als das Geld. Die würde ich schließlich nie wieder bekommen. Und es waren ja immerhin zwei „Länderpunkt-Tickets“ dabei. Ich ging die möglichen Wege des Diebs ab, in der sehr, sehr vagen Hoffnung, dass dieser die Karten weggeworfen hat und ich sie finde. Das hat natürlich nicht geklappt. Schade. Ich ging nun zurück in das Hostel. Ich entschied mich den Abend dort zu verbringen. Den Hügel etwas weiter hoch, lag ein kleiner Supermarkt. Dort versorgte ich mich mit ein paar Bier, Knabberkram und Broten für die Busfahrt am nächsten Tag. Später traf Emir wieder ein. Ich hatte noch nicht erwähnt, dass Emir fließend Deutsch sprach und verstand. Zudem war er Filmfan. Ich schlug ihm daher vor einen deutschen Klassiker zu gucken: Nämlich Was nicht passt wird passend gemacht. Leider fanden wir den nicht im Netz. Auf youtube allerdings fanden wir Bang Boom Bang.  Auch sehr geil. So schauten wir diesen Kultfilm in Sarajevo inner Jugendherberge, auch nicht schlecht und mal was anderes. Emir fand ihn sogar gut. So gut, dass er ihn am liebsten seinen Kumpels zeigen würde, wenn es denn eine Englische oder Bosnische Version geben würde.
Am nächsten Morgen spürte ich leichtes Grummeln im Bauch was mich dazu nötigte öfter mal auf die Toilette zu rennen. Es war jetzt nicht wirklich dramatisch, aber bei einer bevorstehenden 12-stündigen Busfahrt, machte ich mir schon ein paar Sorgen. Um dem Busfahrer später klarmachen zu können was mein Problem ist, bat ich Emir einen Zettel für mich zu schreiben, auf dem steht, dass ich gerne einen Platz in Toilettennähe hätte und diese bitte offen sein solle. Nils Wolter machte aus diesem Zettel später weniger als es war und erzählte rum, ich hätte bloß geschrieben: „Guten Tag ich muss kacken!“ Wer Nils kennt weiß, dass er sich heute noch darüber freut wie ein kleines Kind, obwohl alles anders war, als er es darstellt. Egal! Jedenfalls reichte ich dem Busfahrer den Zettel, den dieser dann las und mir mit den Worten „No toilette“ zurückgab. Eine Frau mischte sich ein, die Englisch konnte. Sie erklärte mir, die Toilette sei kaputt. Na super! 10 bis 12 Stunden Busfahrt und keine Toilette. Und das mit einer Magenverstimmung. Da kommt Freude auf. Der Busfahrer sagte mir aber, ich solle einfach möglichst rechtzeitig Bescheid geben, dann würde er am Straßenrand anhalten. Das war dann Gott sei Dank nicht nötig. Die ersten Stunden schaffte ich es immer bis zur nächsten Station. Und im Laufe des Tages beruhigte sich mein Magen weitestgehend. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, scheiß Gefühl, war es dennoch die ganze Zeit. Die Fahrt ging buchstäblich über Stock und Stein und durch die absolute Provinz. Ein Dorf reihte sich an das andere.
In Rijeka angekommen ging ich sofort zu dem im Internet gefunden, aber noch nicht gebuchten Hostel. Lediglich ein klitzekleines Schild machte auf das Hostel aufmerksam, so dass ich froh war die überhaupt gefunden zu haben. Ich klingelte und es passierte nichts. Drei vier Mal. Irgendwann kam eine Frau raus und so konnte ich in das Haus. Ich ging die sechs Etagen hoch und entdeckte kein weitres Schild. Ich suchte alles ab, aber fand nix. Das kann doch nicht sein. Eine Anwohnerin sagte mir dann wo ich hin musste. Dort klopfte ich. Wieder tat sich nix. Unfassbar. Ich klopfte erneut und es machte ein Typ auf, der selber nur Gast war. Angestellte gab es hier keine… Der Typ entpuppte sich auch als Hopper (kleine Welt) und empfahl mir ein weiteres Hostel und erklärte mir den Weg dorthin. Dieses fand ich dann ziemlich rasch und es war sogar jemand da der öffnete und mir sagen konnte, dass noch genau ein Bett frei sein. Reicht mir! Nehme ich! Ich legte mein Gepäck ab und wartete auf das zwischenzeitlich bestellte Taxi.
 
HNK Rijeka v Hajduk Split 4:2
Kroatien – 1. Liga – 2. Spieltag
24.07.2014 – 21:00 Uhr
Stadion Kantrida
 
Das Taxi brachte mich dann direkt zum Stadion Kantrida. Dieses gehört wohl zu den schönst- gelegenen Stadien Europas oder gar der Welt. Es liegt direkt zwischen einer etwa 30 bis 40 Meter hohen Felswand und dem Mittelmeer. Mehr durch diese Lage als die Architektur des Stadions ist das Kantrida ein must-have. Die Architektur ist nämlich ziemlich langweilg: eine überdachte Haupttribüne und rundherum bis zu circa 20 Sitzreihen, die gemäß den Vereinfarben von HNK Rijeka hellblau waren. Bereits im Frühjahr hatte ich einen Flug nach Rijeka gebucht um dieses Stadion zu machen. Damals hieß der Gegner glaube ich NK Zagreb. Weil das Spiel aber verlegt worden war, konnte ich nicht anreisen. Im Nach hinein, auch wenn es teuer war, sicherlich Glück. Denn mit Hajduk Split hatte ich nun den wohl besten Verein, bzw. die beste Fanszene, die man derzeit in Kroatien sehen kann, als Gast.
In einer Kneipe direkt neben dem Stadion traf ich Marc wieder und einige weitere Hopper. Feindseeligkeit seitens der Kroaten gab es keine. Nicht, dass Kroaten nicht gastfreundlich wären, aber beim Fußball auf dem Balkan kann ja immer was sein. Nach ein, zwei Bier gingen wir ins Stadion wobei uns auf dem Weg dorthin auch der Nobelhopper über den Weg lief. So saßen wir u viert oder fünft im Stadion.
Das Spiel war richtig gut. Rijeka war hoch dominant und führte zu HZ mit 4:1. Am Ende konnte Split noch verkürzen aber nicht mehr näher ran kommen.
Wegen dieses Spielverlaufs war die ohnehin schon topmotivierte Ultragruppe „Armada“ von Rijeka über 90 Minuten richtig gut. Zu Beginn gab es eine nette, aber schlichte Choreo mit blau-weißen Pappen und einem Spruchband unten am Zaun. Bei Facebook hatte jemand einige Wochen zuvor etwas wie „Schön, in der 60sten Minute ist es dann ja schon schön dunkel“ geschrieben. Das konnte ja nur eines heißen… Ich kündigte dies forsch an… Und als die Uhr 58, 59… zeigte, wuchs die Spannung. Und als die 60ste Minute da war ging im Block der Armada eine Fackel an, dann zwei, dann drei… und schon brannte der ganze Block. Richtig, richtig geil. Irgendein Geschoss flog in den Himmel und verharrte vermutlich an einer Art Fallschirm (im Ernst!) minutenlang in der Luft. Ein anders Geschoss flog weit, weiter und landete fast im Block der Torcida. Diese war nämlich auch da. Pyro gab es im Gästebock keine. Da waren die Kontrollen wohl zu krass. Die Stimmung war aber auch in deren Block für den Spielverlauf ordentlich.
Nach dem Spiel fuhr mich Marc noch in die Innenstadt von wo aus ich in das Hostel zurückging. Dort fiel ich gut müde ins Bett und pennte durch bis der Lärm im Zimmer mich weckte. Da war es aber schon Morgen.
Ich erfuhr nun an der Rezeption, dass mein Bett für die kommende Nacht belegt sei. So musste ich mir eine neue Bleibe für die letzte Nacht der Tour organisieren, Nach einer Dusche checkte ich also aus und ging in Richtung Innenstadt. Dabei kam ich an einigen fotowürdigen Gebäuden vorbei. Aber auch normale Straßen und Häuser lichtete ich ab. Wer sich die Fotos anguckt, soll ja nicht glauben es sei alles nobel und sauber dort… Was nicht heißen soll, dass es dreckig ist. Es ist halt einfach eine Stadt mit allem drum und dran.
In der Fußgängerzone fragte ich in der Touriinfo nach einem Hostel. Man schickte mich etwa 150 Meter die Straße runter, dort sei eine. Und dort war eine! Freundliches Personal, saubere, komfortable Betten, gute und Saubere Duschen. Eins plus! Der Name war schlicht: Hostel Rijeka (Adresse: Korzo 32). Sehr empfehlenswert. Allein schon wegen der top Lage.
Hier war auch noch was frei. So schmiss ich meinen Kram aufs Zimmer und ging nun in einem Nobel-Burgerladen was essen und anschließend spazieren. Im Hafen lag ein Boot das mir gefallen würde. Das Geld dafür hatte ich aber nicht dabei. Schade. Ich lief den halben Pier entlang. Eigentlich wollte ich mal drüber klettern weil ich einen Blick auf die Bucht, ggf. mit dem Stadion im Hintergrund erhoffte. Die Gelegenheit dazu bot sich erst nach einem ordentlichen Fußmarsch. Als ich oben auf dem Pier war, sah man zwar die Bucht aber kein Stadion. Das war dann doch noch weiter weg als gedacht.
Ich ging zurück in das Hostel und ruhte mich etwas von der Hitze aus. Als es langsam Abend wurde ging ich bei einem Chinesen noch mal was essen, und danach in der Küche des Hostels ein Bier trinken während ich mein Buch weiter las.
 
Er war da. Der letzte Tag der durchaus gelungenen Tour. Wenn man mal vom Taschendiebstahl absieht! Ich will mich hier auch kurz fassen. Ich duschte, checkte aus und lief zum Busbahnhof. Es regnete ganz ordentlich, so dass ich mich sputen musste. Der Bus nach Pula kam pünktlich. Hier hätte ich schon früher aussteigen können, nämlich an einer Halteselle die fußläufig zum Flughafen lag. Blöderweise wusste ich das nicht. Vom Busbahnhof aus teilte ich mir mit einem anderen Touri dann ein Taxi. Der Flieger startete pünktlich und so war ich am späten Nachmittag wieder in Frankfurt Hahn. Ich weiß gar nicht mehr wie ich dann nach Hause kam. Die Route war aber etwas komplizierter, da der Bohr-Bus nach Köln erst in vier Stunden gefahren wäre.
Am Abend lag ich jedenfalls in meinem Bett. J
 



...der Bericht ist nun doch nicht sooooo kurz ausgefallen...
 
 
 
 
 
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